Neuss: Im Chemie-Unterricht dem Erpresser auf der Spur

Humboldt-Gymnasium begeistert Kinder der Dreikönigen-Grundschule für Naturwissenschaft.

Neuss. Wer sagt, dass Naturwissenschaften langweilig sein müssen? Auf den Chemie-Unterricht von Ingeborg Winkels trifft das sicher nicht zu. "Dem Erpresser auf der Spur" ist so ein Experiment der Lehrerin am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, das fasziniert. Dabei müssen die Schüler herausfinden, mit welchem Filzstift ein fiktiver Erpresserbrief geschrieben wurde.

Mit einem derart praxisnahen Unterricht lässt sich auch die Begeisterung von Dritt- oder Viertklässlern wecken. Seit 2004 lädt Winkels Klassen der benachbarten Dreikönigen-Grundschule zu einer Schnupperstunde in das naturwissenschaftlich orientierte Gymnasium ein.

"Das ist natürlich freiwillig, aber fast alle nehmen teil - auch viele Mädchen", sagt Winkels. Und das liege daran, dass die Pädagogin auch Wissenswertes für den Alltag vermittelt - etwa, wie man selbst Crèmes oder Badeöle herstellt.

"Der Anteil der Schüler, die dann auch später eine der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klassen besuchen, ist hoch und lag zum Beispiel in diesem Schuljahr bei über 60 Kindern", erzählt Winkels nicht ohne Stolz und bekommt dabei Rückendeckung von ihrem Schulleiter: "Mein Sohn arbeitet heute bei 3M. Der sagt, er habe nur wegen Frau Winkels Chemie studiert", hebt Bernhard Pick hervor und schafft es, dass seine Lehrerin dann doch ein wenig errötet.

Das Problem: "Bisher hing alles an Ingeborg Winkels. Wir wollten das Projekt aber langfristig institutionalisieren", erläutert Pick. Daher hat das in Naturwissenschaften mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Humboldt-Gymnasium jetzt offiziell einen Kooperationsvertrag mit der Dreikönigen-Grundschule abgeschlossen.

Über den einstündigen Schnupperunterricht hinaus verpflichtet sich das Humboldt-Gymnasium, einen mehrwöchigen Experimentierkurs für interessierte Schüler der vierten Klassen der Dreikönigenschule anzubieten, der im Anschluss an den regulären Unterricht stattfinden soll.

Auch für Oberstufenschüler sind die Schnupper- und Experimentierkurse von Interesse. Sie helfen als Tutoren und können so in der Praxis erst didaktische Erfahrungen sammeln. Denn: "Viele dieser Schüler wollen später selbst einmal Lehrer werden", erzählt Ingeborg Winkels.