Neuss. Nikolaj Znaider, 1975 als Sohn polnisch-israelischer Eltern in Dänemark geboren, gehört weltweit zu den bekanntesten Geigern seiner Generation. Morgen Abend gastiert er um 20 Uhr mit dem Pianisten Robert Kulek im Neusser Zeughaus und interpretiert neben Werken von Robert Schumann und Ludwig van Beethoven auch Modernes: die Fantasie für Violine und Klavier op. 47 von Arnold Schönberg.
WZ: Herr Znaider, gab es ein besonderes musikalisches Erlebnis, das Sie dazu bewogen hat, Geiger zu werden?
Znaider: Ich glaube nicht an spezielle Schlüsselerlebnisse. Ebenso wenig halte ich von so genannten Lieblingsspeisen, -Komponisten, -Büchern und -Filmen. Denn das widerspricht meiner Lebensphilosophie - dass das Leben so etwas ist wie eine lange, kontinuierliche Strecke von wichtigen Momenten und Erfahrungen. Diese Erlebnisse setzen einen fortlaufenden Wandel und eine Persönlichkeitsentwicklung in Gang. Dass ich den Wunsch verspürte, Geiger zu werden, ist demnach das Ergebnis eines ganzen Konglomerats an Erfahrungen.
WZ: Sie spielen eine Violinfantasie von Arnold Schönberg. Was bedeutet Ihnen dieser Pionier der musikalischen Moderne?
Znaider: Schönberg ist für mich ein sehr wichtiger Komponist. Er war der Erste, der gezeigt hat, dass atonale Musik großen Charme und Schönheit besitzen kann. Seine Werke besitzen die gleiche Stärke in den Beziehungen zwischen Form, Melodie und Rhythmus, wie es etwa bei Beethoven oder Brahms der Fall ist. Dadurch, dass uns aber die Harmonik fremd erscheint, zwingt er uns, besonders genau hinzuhören. Damit schärft Schönberg auch unsere Wahrnehmungen für die Klassiker.
WZ: Welche Art von Musik steht Ihnen besonders nahe?
Znaider: Mich berührt vor allem solche Musik sehr stark, die sich dem Hörer auf einem überhöhten, abstrakten Niveau mitteilt. Ich kann mich dagegen immer weniger für eine Musik begeistern, die dem alleinigen Zweck dient, das Publikum mit der physischen Kraft des Instrumentalisten zu beeindrucken.