Rappelvolle Kneipen bei der Lokalrunde
In der Innenstadt beteiligten sich am Samstag 14 Wirte. Die Live-Konzerte boten für jeden Geschmack etwas. Der erstmals erhobene Eintritt störte niemanden.
Neuss. Die 18. Neusser Lokalrunde am Samstagabend war ein voller Erfolg. Die teilnehmenden Gaststätten in der Innenstadt waren so gut besucht, dass Musikfreunde mitunter vor verschlossenen Türen standen oder in Kauf nehmen mussten, in großes Gedränge zu geraten. Schnell wurde deutlich: Dass erstmalig ein Eintritt von fünf Euro verlangt wurde, schreckte kaum einen Besucher ab. Es lag Musik in der Luft, in den Kneipen sowieso, aber auch davor. Der gesamte Marktplatz wurde von der Soul-Pop-Formation „Sonido Live Band“ im „Extrablatt“ und den karibisch angehauchten Klängen der Band „Rumba Gitana“, die im „Kleeberg“ für Stimmung sorgte, beschallt. Es herrschte bei frühlingshaften Temperaturen fast schon Urlaubsstimmung.
Die Weite des Marktes und den erfrischenden Wind tauschten viele Besucher anschließend gegen die Enge einer Gaststätte ein. Im „Markt 27“ kam die Band „!nfused“ beim Publikum sehr gut an. Bei Songs wie „I love Rock’n Roll“ gingen vor allem ältere Semester begeistert mit. Und die Neusser feierten nicht unter sich: Zu den Gästen im „Markt 27“ gehörte auch Albert Richter, stellvertretender Bürgermeister von Korschenbroich.
Wolfgang Dany, zur Atmosphäre in der Kneipe „Flotte Theke“
Wirt Bernie tanzte aus der Reihe: Bei ihm gab es keines der fünf Euro teuren blauen Eintritts-Bändchen — ein Zeichen dafür, dass die Entscheidung der Initiative Neusser Innenstadt-Gastronomen offenbar nicht einstimmig getroffen worden war. Wer mehr Platz um sich herum brauchte, aber zugleich ein festes Dach überm Kopf, war im geräumigen „Vogthaus“ gut aufgehoben. „Heute sind auch jüngere Gäste hier“, stellte Reinhold Mohr fest, der nach 35 Jahren wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Maria, laut eigenen Angaben „der linke Fuß vom Chef“, merkt schnell, wenn Gäste zum ersten Mal im „Vogthaus“ sind: „Sie verraten sich unter anderem dadurch, dass sie ein Kölsch bestellen.“ „Twelve Bars“ brachten das Jahrhunderte alte Gebälk denn auch ganz schön zum Vibrieren.
Dass die „Flotte Theke“ eher etwas abseits liegt, verhinderte nicht, dass es dort schon sehr früh sehr voll war. Wolfgang Dany, der das Programmheft als Designer gestaltet hatte, war begeistert: „Es herrschte eine Stimmung wie in den Kellerclubs zu Beatles-Zeiten.“ Die Musiker der Band „Kommando Beat“ erinnerten mit ihren „Pilzköpfen“ an die legendäre britische Formation, überraschte aber mit deutschen Texten. Vor der Gaststätte „Im Dom“ gingen Pächter Karl Kehrmann bereits um 22 Uhr die Bändchen aus. „Dass das heute hier so voll ist, liegt an der Live-Musik“, sagte der Gastronom, der die Band „7even Amped“ verpflichtet hatte.
Wer zu vorgerückter Stunde ins „Marienbildchen“ wollte, bekam nur den grauen Rauschebart von Inhaber Michael Bott durch das Türgitter zu sehen — die Tür öffnete sich nicht: „Zu voll!“ In der „Gießkanne“ freute sich Norbert Schommen über die große Resonanz: „So voll ist es hier an Samstagen sonst nicht.“