Alle drei Tage wird eine ältere Person zum Opfer von Trickbetrug, insgesamt 1,5 Millionen Euro haben Senioren im vergangenen Jahr durch die Maschen verloren – allein in Düsseldorf. Und das, da sind sich Experten sicher, ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Dunkelziffer dürfte groß sein, da viele Betroffene aus Scham den Weg zur Polizei scheuen. Um über Schockanrufe, Enkeltricks und ähnliche Maschen aufzuklären, kamen jene Experten für Prävention und Strafverfolgung am Dienstag im Amts- und Landgericht in Düsseldorf zusammen. Bei der Veranstaltung „RechtGefragt“ gaben Vertreter von Polizei, Staatsanwaltschaft und Anwaltschaft im gefüllten Schwurgerichtssaal einen Einblick in die Strukturen der kriminellen Banden, die Ermittlungsarbeit und gaben Tipps, wie man sich vor dem Trickbetrug schützen kann.
Dass es Kriminelle insbesondere auf Senioren abgesehen haben, sei nicht verwunderlich, sagte Birgit Schwertfechter, Spezialistin für Seniorenprävention bei der Polizei Düsseldorf. Die Täter gingen davon aus, dass viele ältere Personen sich ein finanzielles Polster angespart haben und auch Bargeld, Schmuck und Wertgegenstände zu Hause aufbewahren. Zudem seien ältere Menschen tendenziell besser zu Hause erreichbar und häufig alleinstehend. „Das heißt, die Täter müssen nur eine Person täuschen und es gibt nur einen potenziellen Zeugen“, so Schwertfechter.
Egal ob Schockanrufe, falsche Polizeibeamte oder Enkeltrick – bei diesen Maschen würden die Angerufenen massiv unter Druck gesetzt, um schließlich Bargeld oder Wertgegenstände an Unbekannte auszuhändigen. „All diese Anrufe haben ein Ziel: Sie sollen nicht mehr klar denken können.“ Die Täter, die zumeist in Callcentern im Ausland sitzen, seien rhetorisch geschult und sprechen in der Regel Hochdeutsch ohne Akzent. Sie seien also nur schwer als Betrüger zu erkennen.
Was also tun? Wer bei einem Anruf skeptisch wird, sollte sofort auflegen, sagt Birgit Schwertfechter. In der Regel rufen die Betrüger dann kein zweites Mal an. Präventiv könne man einen Anrufbeantworter dazwischenschalten, um den direkten Kontakt zu unbekannten Anrufern zu vermeiden. Auskünfte zu Geld oder Kontodaten sollte man niemals herausgeben. Polizei und Banken würden diese auch niemals verlangen, genauso wenig wie das Einsammeln von Wertgegenständen an der Haustür. „So was macht die Polizei nicht“, sagte Birgit Schwertfechter.
Gegen Betrüger, die an der Haustür stehen, zum Beispiel als falsche Handwerker oder vermeintliche Bekanntschaft, könnten technische Sicherungen wie ein Kettenschloss helfen. Auch könne man sich den Ausweis der fremden Person zeigen lassen und dies bei Polizei oder Handwerker-Betrieb prüfen. „Ganz wichtig ist aber: Niemand muss in Ihre Wohnung, wenn Sie das nicht wollen“, sagte die Expertin.
Wenn man Opfer von einem Trickbetrug werde und den Weg zur Polizei scheue, könne man sich für eine Anzeige auch an einen Anwalt wenden, riet Anwältin Dagmar Loosen. So sei es möglich, Akteneinsicht zu erhalten. Kommt es zum Gerichtsprozess, könnten Betroffene einen Zeugenbeistand bekommen. Diese erklären die Abläufe vor Gericht und erläutern bei Unsicherheiten Fragen der Richter oder Verteidiger. Opfern solcher Straftaten steht ein Hilfsnetzwerk zur Verfügung, sagte Anja Brückmann vom Bereich Kriminalprävention und Opferschutz der Polizei.