Konzert Musikalische Kontraste auf dem Wuppertaler Cronenberg

Wuppertal · Ein zweiteiliger Konzertabend im Gemeindezentrum Emmaus bescherte dem Publikum eine Reise durch verschiedene Genres.

Die erste Stunde gehörte Matthias Schriefl, der nicht nur Akkordeon, sondern auch verschiedene andere Instrumente spielte.

Foto: Florian Schmidt

Die Konzertreihe „Musik auf dem Cronenberg“ gibt es seit mehr als 25 Jahren. Am Montag bot sie einen sehr kontrastreichen, zweiteiligen Konzertabend im Gemeindezentrum Emmaus.

Die erste Stunde gehörte dem Trompeter Matthias Schriefl, der mit seinem Programm „Unerhörtes Selbstgespräch“ auftrat und in seinen Moderationen versuchte, komisch zu sein. Schriefl stammt aus Maria Rain, einem Ortsteil von Oy-Mittelberg im Oberallgäu. Blasmusik spielte daheim eine große Rolle. So wunderte es nicht, dass der Musiker außer der Trompete auch Flügelhorn, Euphonium und Tuba sogar ein Alphorn mitgebracht hatte. Dem entlockte er zu Beginn jazzige Klänge, die von einem Saxofon hätten sein können. Sein Begrüßungslied „Hallo, ich finde es schön, dass ihr da seid“ klang eher nach einem Programm für Kinder, aber das war bei dem „großen Spaßvogel der deutschen Jazzgemeinde“, wie ihn ein Radiosender bezeichnete, wohl beabsichtigt. Er nahm das Lied auf, ließ es immer wieder abspielen, setzte gekonntes Trompetenspiel in grellem Jazzsound darüber, schließlich kam die Tuba zum vielstimmigen Sampler-Spiel hinzu und schlief mit wohligem Schnarchen ein. Gern spielte Schriefl zwei Instrumente gleichzeitig, hoch konzentriert und fast artistisch spielte er mit der rechten Hand Euphonium und mit der linken Akkordeon. Er hatte ein pinkfarbenes Schwein mitgebracht, das er „Wuppertal“ nannte und es ab und zu „taktvoll“ ins Mikrofon grunzen ließ. „Ich komme aus einem kleinen Dorf im Allgäu“, erklärte er, spielte mit Alphorn und Akkordeon eine Eigenkomposition, die „das Allgäu mit Indien verbinden“ sollte, und betrieb eine Art verbales „Allgäu-Bashing“. Die „Brotzeit“, „Mein Stück aus dem Allgäu, das ich selber geschrieben habe“, war eine musikalische Persiflage, die er mit heißen Trompetenklängen und ekstatischem Zappeln beendete.

Auf wiederkehrende musikalische Muster, oft mit Anklängen an Volksmusik, folgten jazzige Improvisationen, die zeigten, dass der 43-Jährige die Kunst des Trompetenspiels exzellent beherrscht. An diesem Abend zeigte Schriefl, der seit knapp einem Jahr als Professor für Trompete an der Musikhochschule Stuttgart tätig ist, vor allem die Kunst, mit Instrumenten zu spielen, sie aufzunehmen und in Endlosschleifen abzuspielen. Er demonstrierte dabei auch, wie man mit nur vier Tönen Musik machen kann.

Faszinierendes Mosaik aus virtuos präsentierten Werken

Nach der Pause begeisterten Salome Amend, Sophia Oertel und Lydia Stettinius das Publikum mit einem faszinierenden Mosaik aus virtuos präsentierten Werken höchst unterschiedlicher Genres. Die bekannte Wuppertaler Perkussionistin Salome Amend begann auf der Marimba mit dem Opening des Werks „Glassworks“ von Philip Glass. Es folgten drei temporeiche Sätze aus einem Werk der Minimal Music für Violin-Duo. Mit lebendig sprudelnden Klängen setzten Sophia Oertel und Lydia Stettinius starke Akzente und ließen ihre Geigen jubeln. Aus dem perfekten Zusammenspiel kristallisierten sich zarte Melodien heraus, auch klassische Elemente waren eingewoben. Besonders spannend war der ständige Wechsel zwischen modernen Werken und Barockmusik. Sehr tänzerisch spielte Salome Amend die Menuette aus Johann Sebastian Bachs Cello-Suite Nr. 2 d-moll – nicht mit einem Bogen auf vier Saiten, sondern mit vier Schlägeln auf der Marimba. Das nächste, sehr rhythmische Werk von Andy Akiho, spielte Salome Amend auf einem Kinderklavier, begleitet von Lydia Stettinius auf der Geige. Nicht nur das Publikum, auch die Musikerinnen hatten sehr viel Spaß an dieser wohlklingenden Performance. Es folgte die Gavotte aus der Sonate für zwei Violinen e-moll des französischen Komponisten Jean Marie Leclair (1697-1767). Die Geigerinnen wechselten zwischen modernen Violinen und Violinen für Alte Musik. Die sind mit Darmsaiten bespannt und benötigen einige Zeit, um gestimmt zu werden. Für jedes Werk wechselten Oertel und Stettinius auch ihre Position. Den barocken Tanz von Leclair spielten sie Rücken an Rücken mitten im Kirchenraum. Meisterlich präsentierten die drei Musikerinnen „Fratres“, ein bekanntes Werk des estnischen Komponisten Arvo Pärt. Es wird von drei Hauptstimmen getragen, die im genialen Arrangement von Salome Amend Marimba und Geigen übernehmen. Akkordfolgen zeigen ein spannendes Muster auf und scheinen den Raum erforschen zu wollen.

Das Publikum lauschte in atemloser Stille dem kraftvollen harmonischen Spiel, das mit sanften sakralen Klängen endete. Mitreißende Minimal Music präsentierten die drei auch in einem Werk von Nathaniel Parks, bei dem außer Geige und Marimba auch zarte kleine Glöckchen – Crotales – gespielt wurden. Zum Abschluss ließen die Musikerinnen die „Pattern Study“ von Stacy Bowers so rhythmisch und dynamisch erklingen, dass man dazu tanzen mochte.