Ensembleleitung Wuppertaler Hochschule für Musik: Professorin Barbara Rucha im Porträt
Wuppertal · An der Hochschule für Musik lernen Studierende unter Rucha das Dirigieren – von der Theorie bis zur Praxis. Ihr Unterricht fördert sowohl technische Fähigkeiten als auch persönliche Entwicklung im Ensemble.
Gut 25 junge Menschen lernen bei Barbara Rucha an der Hochschule für Musik (HfMT) in Wuppertal das Dirigieren. Das Profil Ensembleleitung wird an der HfMT als Grundkurs angeboten. Vor allem Studenten der pädagogischen Studiengänge belegen das Fach und lernen Dirigieren „von der Pike auf“. „Ich finde es toll, dass es am Standort Wuppertal diesen Studiengang gibt“, sagt Barbara Rucha, die seit Januar 2021 als Professorin für Ensembleleitung und Dirigentin des Orchesters an der HfMT am Standort Wuppertal arbeitet. Als Kind sang sie in mehreren Chören und lernte mehrere Instrumente. In München aufgewachsen, ging sie mit ihren Eltern in Konzerte und in die Oper. Als ihr während einer Opernvorstellung klar wurde, dass ein Dirigent „da unten“ das alles gestaltet, war sie begeistert. Früh entstand ihr Wunsch zu dirigieren und ein Ensemble zu leiten. Den Bachelor of Music machte sie in London, studierte an der Pariser Sorbonne und schloss das Masterstudium im Dirigieren in St. Petersburg ab.
Sie schrieb vor knapp zehn Jahren ein Lehrwerk, das einen fundierten Überblick über alle Grundlagen der Dirigiertechnik für Instrumental- und Vokalensembles gibt. Als „Crashkurs Dirigieren“ ist es im Schott Verlag erschienen. 2021/22 schuf sie im Rahmen eines Stipendiums zur „Digitalisierung der Lehre“ das „Dirigierlehrwerk Ensembleleitung“. In 24 interaktiv anwählbaren Kapiteln behandelt sie alle wesentlichen Aspekte der Arbeit mit Laien- und Schul-Ensembles bis in kleinste Details. In den Video-Tutorials erklärt Rucha anschaulich Basics des Dirigierens wie Körperhaltung, Bewegung der Gelenke und Schlagfiguren, Dynamik, Tempo- und Taktwechsel und vieles mehr. Aufgenommen wurden die Videosequenzen in der HfMT Wuppertal. „Der Dirigent ist derjenige, der nichts von sich gibt, aber vom Orchester abhängig ist“, sagt Barbara Rucha auf die Frage nach der Besonderheit des Dirigierens. „Man kann die Instrumente selbst nicht spielen, aber man kann sie zusammenbringen“, sagt die Musikerin, die selbst jahrelange Erfahrung in Ensembleleitung mitbringt. „Das Wichtigste beim Dirigieren ist die Kommunikationsfähigkeit“, ergänzt Rucha.
„Ich kann nur das vermitteln,
was ich musikalisch in mir habe“
Die junge Pianistin Cuiping Ren studiert Instrumentalpädagogik mit dem Schwerpunkt Klavier. Sie hat das Profil Ensembleleitung gewählt und ist froh darüber, dass es am Standort Wuppertal angeboten wird. „Man lernt miteinander. Mit Freude sehe ich die Schönheit der Musik in den anderen“, beschreibt Cuiping Ren das Lernen bei Barbara Rucha. „Man muss die Menschen im Ensemble akzeptieren und ihre Leistung schätzen“, sagt die Studentin, die für ihre Abschlussprüfung als Bachelor eine Probe und ein Konzert leiten muss. Die Ensembleleitung ist Teil der Gesamtnote. „Wichtig ist, dass man die Musik sehr gut kennt und sich intensiv damit beschäftigt hat, bevor man ein Ensemble dirigiert“, erklärt die junge Pianistin. „Ich kann nur das vermitteln, was ich musikalisch in mir habe“, bestätigt Barbara Rucha die Notwendigkeit der fundierten Beschäftigung mit der Musik. Die Professorin ist begeistert vom persönlichen Wachstum der Studenten. „Sie brauchen beim Dirigieren sehr viel Überblick, und es ist spannend zu sehen, wie sich die Persönlichkeiten entwickeln“, sagt sie.
Viele Studenten entdeckten erst an der Hochschule das Dirigieren und es mache ihnen viel Spaß, stellt Rucha fest. Auch Jonathan Hoffmann dirigiert sehr gern. Er studiert Schlagzeug mit dem Berufsziel Orchestermusiker und bringt durch seine Ausbildung an einer Berufsfachschule für Musik Vorerfahrungen im Dirigieren mit. Er ist froh, an der HfMT daran weiterarbeiten zu können und schätzt ganz besonders die freie Repertoirewahl bei Professor Rucha. Man könne mit eigenen Ideen zu ihr kommen, Werke für Chor oder Orchester vorschlagen, frei in Umfang und Niveau. „Dann wird erst mal alles auf links gedreht und intensiv bearbeitet“, sagt der Student im dritten Semester. „Professor Rucha arbeitet mit uns an feinsten Stellschrauben bis hin zum höchsten Niveau“, erklärt der Schlagzeuger, der gleich zu Beginn seines Studiums den Kurs belegt hat. „Ohne Praxis wird man nie ein guter Dirigent.“
„Wenn man die Musik und alle Dirigierschläge gründlich geübt hat, wenn man die Partitur im Kopf und mit allen Musikern geprobt hat, dann kommt der Moment des Konzerts, dann gilt es loszulassen, zu musizieren und in den Flow zu kommen“, erklärt Barbara Rucha. „Der Moment ist sehr beglückend.“