Szenen einer Stadt – Das Tal zeigt sich ganz „ungeschminkt“
Seit einem Jahr entsteht ein Film, der die Stadt im In- und Ausland ganz anders präsentieren soll.
Wuppertal. Im Jahr 1960 sagte Heinrich Böll über die Stadt an der Wupper: "Wuppertal schminkt sich nicht" und das sei - wie bei Frauen, die es sich leisten können, ungeschminkt zu gehen - gleichsam wohltuend und enttäuschend. Letzteres will das Filmteam um den Produzenten Peter Pionke vermeiden. Die wohltuenden Seiten, die wollen sie jedoch zeigen. Bereits seit einem Jahr dreht Pionke mit Regisseur Leszek Bober einen Imagefilm über die Stadt, in der er lebt. Ein Potpourri urbanen Lebens und Werkens, ein Querschnitt durch Kultur und Industrie wurde an bisher 18Drehtagen abgefilmt.
Am Freitag stand das Team auf einer Wiese an der Königshöhe und versuchte, die Schlussszene in den Kasten zu bekommen. Schauspielerin Ingeborg Wolff rezitierte zu den improvisierten Klängen des Bassisten Harald Eller einen Prosatext Else Lasker-Schülers. "Ich bin verliebt in meine zahnbröckelnde Stadt" schrieb einst die Dichterin.
Passender könnte die Situation Wuppertals nicht auf den Punkt gebracht werden. Doch trotz oder gerade wegen der finanziellen Not, in der die Stadt sich derzeit befindet, muss ein Imagefilm her, meint auch Volker Mucha, Pächter der Wiese.
Am Freitag zeigte sich das Tal wieder von seiner unberechenbaren Seite. War dem Filmteam ein strahlend blauer Himmel versprochen worden, musste für die Schlussszene ein Loch in der Wolkendecke abgewartet werden, damit die Stadt im Hintergrund schön beleuchtet wurde.
Regisseur Bober wies Kameramann Ralf Silberkuhl immer wieder an, die Laurentiuskirche ins rechte Bild zu rücken. Bewusst wird auf "das Übliche" verzichtet. Die Schwebebahn wird zwar allgegenwärtig sein, aber als Alltagsgegenstand gezeigt und eben nicht als Attraktion für Touristen im Mittelpunkt stehen. Wie ein roter Faden taucht dagegen Kontrabassspieler Harald Eller immer wieder auf. Er zeigt sich an den ruhigen Orten in Wuppertal - in Beyenburg oder auf der Hardt. "Während der Dreharbeiten habe ich Orte entdeckt, die kannte ich noch gar nicht.", schildert Eller seine Eindrücke.
Pionke hat unterdessen auf Schöller seine Entdeckung in Wuppertal gemacht. "Der dortige Friedhof wäre eine schöne Kulisse für einen Gruselfilm", ergänzte der Produzent.