Auf die Verkehrsteilnehmer kommt es an
An Autobahnbaustellen lauert die Gefahr
Welcher Autofahrer kennt nicht das mulmige Gefühl, wenn er auf ein Stauende zufährt. Zum Stehen gekommen gilt der erste Blick dem Rückspiegel. Die bange Frage: Haben auch alle anderen den Stau bemerkt? In der Zeitung wird jeden Tag von Unfällen berichtet — und wer die Autobahnen regelmäßig benutzt, fährt oft an Unfallstellen vorbei. Vor Stauenden kracht es immer wieder.
Die Autofahrer in Nordrhein-Westfalen sind staugeplagt — und werden es auch für viele weitere Jahre bleiben. Alleine die jetzt schon von Straßen.NRW angekündigten Projekte wie Brückenneubau, Fahrbahnsanierungen oder Spurerweiterungen reichen teilweise fast bis zum Jahr 2030. So sind Staus und die damit verbundenen Gefahren garantiert.
Warum eigentlich? Vielleicht sollten sich die Verkehrsteilnehmer einmal kritisch hinterfragen, wie ernst sie Verkehrsschilder nehmen. An denen mangelt es an den Straßenrändern wirklich nicht. Das fängt mit den Geschwindigkeitsbeschränkungen an. Sie stellen für viele Autofahrer eher grobe Richtwerte denn verbindliche Vorschriften dar. Das kann schlimme Konsequenzen haben. Kleines Beispiel: Bei einer Vollbremsung bei Tempo 120 auf trockener Strecke beträgt der Bremsweg etwa 72 Meter, bei Tempo 80 gerade einmal 32 Meter. Hinzu kommt noch die Reaktionszeit, auch die kann entscheidend sein, um einen Unfall zu vermeiden.
Besonders tragisch wird es, wenn in den Unfallberichten der Polizei der Satz „Fahrer fuhr ungebremst auf ein Stauende auf“ steht. Die Folgen sind oft fatal. Dass zwei Lkw-Fahrer ein Stauende übersehen haben, war auch die Ursache für die beiden tödlichen Unfälle nahe Leverkusen auf der A 1. In diesen Fällen helfen dann auch keine Warnschilder.
Die Sonderunfallkommission, die sich gestern damit befassen musste, wie man denn die Zahl der 288 Unfälle binnen eines Jahres auf einem gerade einmal zehn Kilometer langen Streckenabschnitt der A 1 bei Leverkusen deutlich reduzieren kann, hat dabei nicht auf ein Einsehen der Verkehrsteilnehmer gesetzt. Im Gegenteil: Die bereits vorhandenen Tempolimits werden in Zukunft noch intensiver überwacht. Und das ist gut so.