Der faule Zauber der Image-Berater

Eigentlich könnte sich die schwarz-gelbe Landesregierung angesichts sozialdemokratischer Selbstzerfleischungen entspannt zurücklehnen. Wären da nicht die ärgerlichen Fehler, die den eigenen Leuten immer wieder unterlaufen.

So standen Arbeitsminister Laumann, Justizministerin Müller-Piepenkötter und vor allem Schulministerin Sommer bisher häufiger durch Kommunikationspannen als durch politische Erfolge im Rampenlicht. Höchste Zeit, meint da offenbar Regierungschef Rüttgers, seiner Riege Nachhilfe im Verkaufen von Politik zu spendieren. Dabei geht es um die Virtuosität, jedem Malheur einen positiven Dreh zu geben; es geht um Verpackungskunst, darum, Fehler mit schönen Worten zu vernebeln, damit sie sich im öffentlichen Bewusstsein nicht zu Pannen und Skandalen auswachsen.

Dass für diese Lehrstunden beim Kosmetik-Guru vor allem die Steuerzahler aufkommen, trägt allerdings kaum zur Belustigung des Wahlvolks bei. Wenn es stimmt, dass Ministerin Sommer seit ihrem Amtsantritt vor drei Jahren regelmäßig die Dienste eines Strategieflüsterers in Anspruch nimmt, wäre das schlicht ärgerlich. Da holt Jürgen Rüttgers eine Frau ohne Erfahrung in sein Kabinett, um sie dann - mit bisher atemberaubendem Misserfolg - aus Steuermitteln fürs politische Theater fortzubilden.

Allerdings liegt die Landesregierung mit ihren steigenden Ausgaben fürs Image im Trend, denn der Druck der Öffentlichkeit steigt. Ein falscher Satz, eine unglückliche Geste, eine peinliche Frisur: Die Medienmaschinerie katapultiert jeden persönlichen Fauxpas rasend schnell in die Arena der Sensationen.

Die deutsche Politik ist im Zeitalter der Medien-Demokratie angekommen; immer häufiger siegt die telegene Inszenierung über die politische Substanz.

Doch zu viel Taktieren und Verdrehen der Wirklichkeit führen dazu, dass das Image des Berufsstandes auf immer neue Tiefstände sinkt, dass der Verdruss der Menschen an der Politik wächst. Die NRW-Landesregierung sollte sich daher nicht auf die Verheißungen des Marketings verlassen: Am Ende bleiben die klassischen politischen Tugenden Glaubwürdigkeit und Kompetenz die besseren Zutaten fürs Image-Programm.