Die CDU-Granden reiben sich die Hände
Angela Merkel, Jürgen Rüttgers oder Roland Koch: Das CDU-Führungspersonal kann im Urlaub endlich einmal die eigenen Sorgen so richtig vergessen. Sie alle lehnen sich in ihren Liegestühlen zurück und betrachten fasziniert das SPD-Sommertheater.
Dramatischer haben sich die Genossen selten zerlegt. Der sture Clement, der spießige Parteiapparat und ein mieses Krisenmanagement auf Ebene der Landespartei waren nur das Vorspiel. Jetzt aber wird es persönlich: Der junge Parteivize Jochen Ott kübelt gegen Clement, dass es nur so kracht. Er beleidigt den ebenso selbstherrlichen wie eben auch deswegen sensiblen Noch-Genossen so massiv, dass die Folgen klar sind: Clement wird noch störrischer.
Ott brüskiert dabei die eigene Landesparteichefin Hannelore Kraft, hatte die doch vor jeder Wertung gewarnt und sich selbst der direkten Einflussnahme enthalten. Das war unklug: Sie wollte Clement in der Partei halten und hat nichts dafür getan. Einen Kompromiss in dieser heiklen Angelegenheit zu finden, wäre ihr politisches Meisterstück gewesen. Das hat sie vergeigt. Ott aber steigt auf das Thema so ein, wie es Clement am liebsten hat - emotional und auf der Ebene der persönlichen Attacken. Wer Clement und sein Arsenal an Beschimpfungen kennt, weiß: Diesen Wettbewerb kann Ott nicht gewinnen.
Vor allem aber ist sein Verhalten politisch höchst töricht. Denn die Bundes-SPD war gerade auf dem Weg, einen Gesprächsfaden zu Clement zu knüpfen. Alte Weggefährten wie Steinmeier und Steinbrück, vielleicht sogar Müntefering sollen es richten. Otts Querschüsse sind da schädlich. Er liefert jenen eine Steilvorlage, die den Fall Clement auf einen Konflikt Schröder-SPD gegen Ypsilanti-SPD reduzieren wollen. Ott steht aber wie Clement für eine Energiepolitik, die vor allem auf die Kohle setzt - anders als Ypsilanti.
Ott ist kein linker Spinner. Aber er besorgt das Geschäft jener in der SPD, die in Clement vor allem den Sozialstaats-Killer und Konzernlobbyisten sehen. Ott wollte den Stil Clements kritisieren und hat dabei jedes Augenmaß verloren. Die Unions-Granden reiben sich derweil die Hände. Sie sind Profis und wissen: Dieser Selbstzerfleischungsprozess läuft noch lange. Sie müssen sich nur zurücklehnen und genüsslich zuschauen.