Tour de France: Die Hoffnung ringt mit dem Zweifel

Die gewöhnlich gut unterrichteten Kreise spekulierten gegen Ende der Tour de France über Kontakte des luxemburgischen Radprofis Frank Schleck zum spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes. Nicht wenige halten diese Spekulationen für zielgerichtet und begründet.

Düsseldorf. Die Tour bleibt weiter umstritten, aber vielleicht hat sie zumindest aufgeräumt. Nicht mit dem Doping-Problem, aber mit dem Eindruck, den Missstand nur verwalten und nicht bekämpfen zu wollen. Vier Profis waren positiv, bei 20 wurde ein auffällig hoher Hämatokritwert gemessen.

In Butter ist nichts, aber die Entschlossenheit von Tourdirektor Christian Prudhomme verdient zumindest Respekt. Eine Sportart, in der systematisch gedopt wird, braucht Jahre, um ihre Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Und es wäre schon ein Gewinn, wenn man von der 95.Tour de France des Jahres 2008 in der Rückschau behaupten könnte, dass sie eine Umorientierung eingeleitet hat.

Dass Carlos Sastre als dritter Spanier nach Oscar Pereiro und Alberto Contador die Tour gewann, nennt Sastre die Erfüllung seines Lebenstraumes. Zweifel lasten auch auf ihm. Als Profi begann er im Once-Team des in der Fuentes-Affäre aktenkundig gewordenen Manolo Saiz.

Aktuell fährt er für das übermächtige CSC-Saxo-Team von Bjarne Riis. Zunächst war er dort Helfer von Ivan Basso, dessen Dopingsperre erst im Oktober abläuft. Riis gewann die Tour 1996 und gab später zu, dass Erythropoietin, Kurzform Epo, dabei eine herausragende Rolle spielte.

Für CSC zu fahren, nährt irgendwie immer einen Verdacht. Aber wer will entscheiden, ob der auch 2008 noch berechtigt ist. Sastre ist noch kein einziges Mal in seiner Karriere positiv getestet worden. "Ich bin sauber", sagt der 33-Jährige. Vielleicht sollte man ihm ausnahmsweise einmal glauben.

Denn vielleicht ist die Hoffnung 2008 erstmals größer als der Zweifel. Jedenfalls gab es lange keine Tour mehr, bei der das Gelbe Trikot so häufig wechselte und die Zeitvorsprünge der Sieger in den Bergen so gering waren wie in diesem Jahr. Was man als gutes Zeichen werten kann.

Wenn man denn will. Und vielleicht sollten jetzt auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten aufhören, nachgewiesene Dopingsünder als Fachkommentatoren zu verpflichten.