Was kann Barack Obama wirklich?
Yes, he can - ja, er kann es. Was für ein Auftritt, was für eine Begeisterung für einen bislang nur inoffiziellen Kandidaten, wohlgemerkt, nicht für den US-Präsidenten.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg für den Senator Barack Obama. Würden die Wahlen in Deutschland stattfinden, bekäme der Mann wohl eine Demokratie gefährdende 90-Prozent-Zustimmung. Aber es ist Amerika, das die Wahl hat. Und die ist noch offen. Sollte Obama aber tatsächlich gewinnen, dann wird er der Präsident Amerikas sein. Der vertritt bekanntlich zuerst und allein amerikanische Interessen, nicht europäische oder gar deutsche.
Nun liegt es zwar im gemeinsamen Interesse, dass die transatlantische Partnerschaft erneuert und gefestigt wird. Obama will auf eine umfassende Kooperation setzen statt auf spalterische Koalitionen der jeweils Willigen. Er will die Nato stärker fördern. Aber zugleich, und das liegt nicht gerade in unserem Interesse, will er sie auch stärker fordern, indem er von den Partner mehr Truppen für Afghanistan verlangt. Das wurde gestern Abend in Berlin einmal mehr deutlich.
Fördern und Fordern: Das erinnert fatal an die Überschrift, unter der die deutschen Sozialreformen standen. Die Deutschen und die anderen Europäer würden so quasi zu weltpolitischen Hartz-IV-Empfängern der USA. Diese Form von Fürsorge wäre durchaus etwas anderes als eine Partnerschaft auf Augenhöhe.
Dass Deutschland dem Amerikaner trotzdem zujubelt, liegt an der Sehnsucht nach Emotionen. Obama ist ein Volkstribun, ein Prediger, für manche sogar eine Art politischer Messias. Wer nach einem deutschen Obama sucht, der stößt nur auf Leute wie Ronald Pofalla, Dirk Niebel, Claudia Roth oder Hubertus Heil. Letzterer machte sich neulich bei einer SPD-Veranstaltung lächerlich, als er mit dem Obama-Slogan "Yes, we can" Stimmung machen wollte. Das ernüchternde Ergebnis war: No, he cant.
Allerdings: Mit Emotionalität und Charisma allein kann man nicht das Weltklima retten, die Wirtschaftskrise überwinden und den Nahen Osten in eine friedlichere Zukunft führen. Politik ist keine Ersatzreligion. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie Probleme erkennt und effektiv löst. Ob Obama das wirklich kann, werden wir, wenn überhaupt, erst im kommenden Jahr erfahren.