Das Blutvergießen im Kaukasus

Friedrich Roeingh kommentiert den Krieg im Kaukasus.

Die demonstrative Umarmung der russischen und georgischen Sportschützinnen bei den Olympischen Spielen in Peking ist die erste Friedensgeste in diesem erbärmlichen Krieg im Kaukasus. Wahrscheinlich aber werden noch hunderte oder gar tausende Menschen sterben müssen, bis endlich die Waffen schweigen.

Die Ankündigung des einseitigen Waffenstillstands durch die georgische Regierung hindert Russland offenbar nicht daran, Teile Georgiens zu bombardieren. Nachdem der georgische Präsident Saakaschwili das abtrünnige Südossetien mit Waffengewalt seinem Land wieder einverleiben wollte, ist der russische Bär offenbar nicht mehr zu bändigen. Die ersten Bomben, die die russische Luftwaffe auf die georgische Hauptstadt Tiflis niederregnen ließ, beweisen das.

In diesem blutigen Krieg geht es längst nicht mehr um das Selbstbestimmungsrecht der Südosseten - die sich mehrheitlich zu ihren Stammes- und Glaubensbrüdern im russischen Nordossetien zugehörig fühlen. Nachdem die georgische Regierung mit ihrer Kurzschlusshandlung den Krieg eröffnet hat, sieht Russland die Gelegenheit gekommen, seinen Einfluss im Kaukasus auszubauen.

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin und sein Präsident Dmitri Medwedew führen einen willkommenen Stellvertreterkrieg, um den Einfluss der USA in der Region zurückzudrängen. Sie scheinen eher bereit zu sein, für diesen Krieg massive diplomatische und wirtschaftliche Konsequenzen in Kauf zu nehmen, als dass sie einen Beitritt Georgiens zur Nato zulassen würden.

Es mag jedem Gerechtigkeitsstreben widersprechen, diese kriegerische Diplomatie, die bereits tausende Menschen das Leben gekostet hat, zu sanktionieren. Der Westen sollte aber spätestens jetzt erkennen: Russland wird nicht akzeptieren, wenn ihm die Nato und damit die Vereinigten Staaten so eng auf den Pelz rücken.

Zunächst mögen sich Frankreich und Deutschland in mühseliger Pendeldiplomatie darauf konzentrieren, das Blutvergießen im Kaukasus zu beenden. Danach aber müssen sie die USA von einem überzeugen: Es ist schlicht falsch, Russland mit einer noch weitergehenden Ausdehnung der Nato in die Enge zu treiben. Diese Strategie der Demütigung kann nicht gut gehen.