Meinung Die Grünen haben für Kontinuität gestimmt

Meinung · Verglichen mit den meisten anderen Parteien stehen die Grünen ausgezeichnet da. Warum also ausgerechnet jetzt die Pferde dort wechseln? Diese Frage hat sich offenkundig auch die Mehrheit der grünen Abgeordneten gestellt.

 Die wiedergewählten Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter.

Die wiedergewählten Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter.

Foto: dpa/Arne Immanuel Bänsch

Eine Wahl hat erst dann ihren Namen verdient, wenn es mehr Kandidaten als zu vergebende Posten gibt. Insofern war es auch nichts Besonderes, dass sich am Dienstag gleich vier Persönlichkeiten für die zwei Plätze an der Spitze der grünen Bundestagsfraktion bewarben. Wirklich notwendig war das allerdings trotzdem nicht. Denn verglichen mit den meisten anderen Parteien stehen die Grünen ausgezeichnet da. Die Klimadebatte beschert ihnen ungeahnte Popularität. In der Chefetage der Partei geht es so reibungslos zu wie lange nicht. Wohl auch deshalb, weil sich die Fraktionsführung nicht als Konkurrenzunternehmen begreift, wie das in der Vergangenheit oft der Fall war, sondern einfach ihren Job macht.

Warum also ausgerechnet jetzt die Pferde dort wechseln? Diese Frage hat sich offenkundig auch die Mehrheit der grünen Abgeordneten gestellt – und mit dem Willen zu personeller Kontinuität beantwortet. Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter bleiben für weitere zwei Jahre Vorsitzende der Fraktion.

 Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Für Cem Özdemir ist das sicher ein herber Dämpfer. Politisch fühlt sich der Ober-Realo schon seit Langem unterfordert. Für höhere Weihen steht er sich allerdings auch selbst im Weg. Im linken Lager hat man bis heute nicht vergessen, wie Özdemir als früherer Parteichef seiner damaligen Co-Vorsitzenden Simone Peter das Leben schwer machte. Die mangelnde Teamfähigkeit des grünen Schwaben könnte dann auch für viele den Ausschlag gegeben haben, ihm die Stimme zu verweigern. Für Kirsten Kappert-Gonther ist die Niederlage dagegen kein Makel. Allein mit ihrer Kandidatur hat sich die bislang weitgehend unbekannte Grüne einen Namen gemacht.

Bleibt für die Fraktion zu hoffen, dass sie jetzt wieder zur politischen Tagesordnung übergeht. Das Wahlergebnis zeugt jedenfalls davon, dass man Harmonie mehr zu schätzen weiß als neuen Streit.