Meinung Ein ramponiertes Image

Sachsen ist eine Art Musterschüler unter den neuen Ländern. Erfolgreich in allen Bildungsrankings, erfolgreich beim Wirtschaftswachstum und bei der Ansiedlung von Industrie. Die Arbeitslosenquote lag im September bei 6,9 Prozent.

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Wer durch den Freistaat reist, ist beeindruckt vom neuen Glanz vieler geschichtsträchtiger Städte, die vor 26 Jahren noch völlig marode daniederlagen. Eigentlich ein tolles Land.

Doch Sachsen hat ein Problem. Das haben andere Bundesländer vor allem im Osten zwar auch, aber nirgendwo scheinen die rechte Gewalt und der Hass sogenannter Wutbürger größer zu sein als im Freistaat. Die üblen Pöbeleien bei der Einheitsfeier in Dresden, über die nun alle Welt spricht, werden ihre Wirkung nicht verfehlen. So, wie die montäglichen Aufmärsche der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung und die vielen Attacken auf Flüchtlinge von Heidenau bis Bautzen nicht ohne Folgen geblieben sind.

Das Image des Freistaats ist extrem ramponiert. Touristen bleiben bereits weg, ausländische Unternehmen sind zunehmend skeptisch, ob sie dort noch investieren sollen, und der überaus gute Universitätsstandort muss um den Nachwuchs fürchten. Sachsen muss das Problem endlich in den Griff bekommen — nicht allein, weil der Standort leidet. Sondern vor allem wegen der vielen Menschen, die anders denken und handeln als die Pöbler. Die wissen, wie wichtig Weltoffenheit und Toleranz sind, wenn man als Land und Gesellschaft erfolgreich bleiben will.

Deswegen muss die Politik im Freistaat aufhören, die Dinge zu verharmlosen. Oder sogar Verständnis für die angeblich besorgten Bürger zu zeigen, die wie am Montag in Dresden unter Meinungsfreiheit lediglich den respektlosen Umgang und die verbale Gewalt verstehen. Bis hierhin und nicht weiter, das muss jetzt die Botschaft der Politik und der Zivilgesellschaft sein. Damit man irgendwann wieder guten Gewissens sagen kann: ein tolles Land.