Guttenbergs USA-Reise: Eine Siegerpose ohne Gewähr

Karl-Theodor zu Guttenberg liegt die Siegerpose. Der deutsche Wirtschaftsminister mit ausgebreiteten Armen am New Yorker Times Square - so sieht ihn die Öffentlichkeit gegenwärtig auf den Titelseiten der Zeitungen, ganz so, als sei ihm gerade sein persönlicher amerikanischer Traum widerfahren.

Doch jenseits der perfekten Inszenierung weiß Guttenberg selbst, wie begrenzt sein Spielraum in Manhattan und Washington bleibt. Alle noch so hoffnungsfroh stimmenden Zugeständnisse der GM-Spitze sind ohne das Entgegenkommen der US-Regierung wertlos, und so kann Guttenberg nur die alte Forderung der Bundesregierung mit neuem Nachruck vortragen.

Tenor: So lange die Amerikaner keinen schlüssigen Sanierungsplan für General Motors vorlegen, so lange wird Deutschland für die Rettung der angeschlagenen GM-Tochter Opel keinen einzigen Euro mobilisieren.

Ob Guttenberg die US-Regierung damit beeindruckt, ist ungewiss. Dass der 37-jährige Senkrechtstarter seiner Chefin jedoch einen großen Gefallen getan hat, steht schon jetzt fest. Denn im Sog des Bundestagswahlkampfs gerät Kanzlerin Merkel zunehmend in die Klemme.

Einerseits darf sie nicht den Eindruck erwecken, die alte Traditionsmarke Opel mit ihren zehntausenden Arbeitsplätzen durch unterlassene Hilfeleistung eiskalt untergehen zu lassen. Andererseits argwöhnt das steuerzahlende Volk aber schon seit längerem, der marode amerikanische Autobauer wolle sich auf Kosten der Deutschen sanieren.

Tatsächlich ist die Botschaft in den USA angekommen, nicht mehr und nicht weniger: Deutschland bleibt fest entschlossen, sich von Washington nicht über den Tisch ziehen zu lassen. Die Bundesbürger schätzen eine solche vor Selbstbewusstsein strotzende Kommunikationsoffensive, die Opelaner jedoch wird sie kaum beruhigen. Die Manager in Detroit haben bisher keine überzeugenden Perspektiven für die Zukunft des Konzerns aufgezeigt, was befürchten lässt, dass jenseits des Atlantiks Ratlosigkeit und Resignation herrschen.

Guttenbergs Einsatz in Manhattan täuscht über die triste Realität hinweg: Die Zukunft Opels hängt an Entscheidungen, die allein in Washington fallen - und das bisherige Schulterzucken dort verheißt nichts Gutes.