Warum Computerspiele süchtig machen
Forscher fordern Heraufsetzung von Altersfreigaben.
Es ist sicher verdienstvoll, in einer groß angelegten Studie auf die Suchtgefahren bei Computerspielen aufmerksam zu machen. Wenn die Veröffentlichung dann auch noch in eine Zeit fällt, in der viele Menschen wegen angeblicher Computer-Killerspiele verunsichert sind, ist auch eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit garantiert, die über einige Defizite dieser Studie hinweghilft.
Natürlich sind die jetzt von den KfN-Wissenschaftlern vorgelegten Zahlen beeindruckend: Jeder sechste 15-Jährige in Deutschland ist in Gefahr, Computerspiel-süchtig zu werden. Und nicht wenige von ihnen spielen bestimmte, häufig als Killerspiele bezeichnete Games.
Doch durch Killerspiele werden die jugendlichen Spieler noch lange nicht selbst zu Killern oder Amokläufern. Das räumen selbst die Wissenschaftler um den publicity-bewussten Professor Pfeiffer ein. Entsprechend finden sich in der Studie - bezogen auf den untersuchten Sucht-Effekt - sogenannte Killerspiele wie etwa Counterstrike auch längst nicht auf den vorderen Rängen.
Dabei lässt die Studie einen wichtigen Aspekt außer Acht, der aber mutmaßlich wesentlich mehr zur Sucht beiträgt, als die von den Wissenschaftlern ausgemachten Belohnungs- und Glücksspielfaktoren. Es geht schlicht um die Kommunikation der Spieler untereinander.
Kein Spieler eines Internet-Computerspiels zockt alleine vor sich hin. Man organisiert sich in Gruppen, unterhält sich, startet Aktionen. Bedenklich wird es - und da haben die Wisschenschaftler Recht - wenn Spieler von der realen in die Computer-Welt abzugleiten drohen.
Doch die Ursachen dafür liegen nicht in Computerspielen, sondern im sozialen Umfeld der Betroffenen: Wenn junge Menschen ihr Selbstwertgefühl über Internet-Gruppen definieren, dann ist im tatsächlichen Leben etwas schiefgelaufen. Da hilft kein Ruf nach staatlichem Handeln, sondern da ist vor allem persönliche Verantwortung gefragt. Eltern, die den Computer als Babysitter sehen, machen sich mitschuldig.
Wenn der Sohn nachts noch im elektronischen Schützengraben liegt statt im Bett, hilft nur eines - den Stecker ziehen. Und sich zu fragen, wann man zuletzt Interesse für sein Kind gezeigt, mit ihm geredet, gespielt, mit ihm Spaß gehabt hat. Man nennt das auch Familie.