Zur Einsturz-Katastrophe: Die Trümmer von Köln
Köln und Trümmer - ein Bild, das im Rheinland immer noch schreckliche Erinnerungen weckt. Der Gedanke, dass unter den Schuttbergen des Stadtarchivs Menschen begraben sind - ein Alptraum.
Die Vernichtung einzigartiger Dokumente aus tausend Jahren rheinischer, deutscher und europäischer Geschichte - unwiederbringlich. Köln befindet sich seit diesem Dienstag, 13.56 Uhr, in einem Schockzustand.
Dass aber Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma nun auf Verdacht und ohne konkretes Wissen um die Ursache der Katastrophe den Weiterbau der Kölner Altstadt-Linie speziell und den U-Bahn-Bau in Großstädten generell in Frage stellt, ist eher ein Beleg für hilflosen Eifer als für bedachtes Handeln.
Die Notwendigkeit einer U-Bahn-Linie unter der Kölner Altstadt hat der Rat beschlossen, dem Schramma vorsteht. Die Zuständigkeit für Planung und Realisierung des Milliarden-Projektes liegt bei der Kölner Verwaltung und den städtischen Verkehrsbetrieben.
Schramma, sozusagen der Vorstandschef des "Konzerns Köln", nennt die gesamte Bau-Maßnahme keine 24 Stunden nach dem Unglück "fast unverantwortlich". Als hätte es nicht schon zuvor zur Genüge Hinweise auf drohende Gefahr gegeben.
Beispielsweise im Jahr 2004, als der Turm der Kirche Sankt Johannes Baptist um 75 Zentimeter kippte. Wem, wenn nicht seinem Mitarbeiter-Stab, könnte Kölns Oberbürgermeister die Verantwortung zuschieben?
Dass der U-Bahn-Bau in Köln nicht weitergeführt wird, als sei nichts geschehen, ist selbstverständlich. Das Leben der Kölner an der neuen Bahnstrecke und die Sicherheit der künftigen Fahrgäste in der Tunnelröhre hat allerersten Vorrang.
Dass Städte wie Düsseldorf und Leipzig, in denen aktuell unter der City-Bebauung gebohrt wird, nach dem Schrecken von Köln noch einmal sorgsam ihre Planung überprüfen, ist ebenso selbstverständlich.
Dass aber ein Massenverkehrsmittel, das sich in den Großstädten Europas und der Welt seit 120 Jahren unentbehrlich gemacht hat, in Köln zu einem grundsätzlichen Problemfall erhoben wird, sollte so bald wie möglich zu den Akten gelegt werden. Auch die Kölner Altstadt-U-Bahn wird gebraucht - wie lange auch immer ihre Fertigstellung sich verzögern mag.