Meinung Lehrerfortbildung in NRW: Der Zufall als Schulprinzip
Meinung | Düsseldorf · Wenn der Staat oft als der bessere Unternehmer bezeichnet wird, dann hat er in Sachen Lehrerfortbildung in NRW zu wenig unternommen. Um nicht zu sagen: versagt.
Was für ein trauriges Bild, das die Expertenkommission vom Zustand der Lehrerfortbildungen in NRW wie in der gesamten Republik zeichnet: keine Steuerung, kein tragfähiges Konzept, kein Überblick, kein Nachhalten. Plus undurchsichtige Inhalte-Ausrichtung. Der Zufall als Prinzip, hingenommen vom Staat als Arbeitgeber im Schuldienst von 200 000 Lehrerinnen und Lehrern an Schulen in Nordrhein-Westfalen.
Und darüber hinaus: Die Diagnose, dass NRW bereits mit der Evaluierung ein brach liegendes Feld betreten hat und sich damit bundesweit zum Vorreiter aufschwingt, ist erschütternd. Denn die Bedarfe für Fortbildung sind in Zeiten von Inklusion und Zuwanderung mitsamt so oft diagnostizierter Verrohung enorm gewachsen, ohne dass nur ansatzweise darauf eingegangen wäre. Wenn der Staat oft als der bessere Unternehmer bezeichnet wird, dann hat er in Sachen Fortbildung für ein Lehrerpersonal, das mit veränderten Lebenssituationen seiner Gegenüber seit dem Referendariat alleine geblieben ist, wenig unternommen. Um nicht zu sagen: versagt.
Dass die Erhebung überfällig war, ist offensichtlich. Dass es sie gibt, ist gut. Dass es bis hierher zwei Jahre gedauert hat, ist schlecht. Bis eine neue Fortbildungskultur in Schulen zum Tragen kommt, wird die laufende Legislaturperiode Geschichte sein: Wer weiß, was danach kommt. Damit ist das Elend des Bildungs-Flickenteppichs benannt: Bundesweit ist das noch weniger gesteuert als die Fortbildungskultur allein in NRW. Wie auf diese Weise effektiv weitergebildet werden soll, ist nicht klar. Klar ist aber, dass auch die Lehrerschaft gefordert ist: Sie muss Fortbildung aktiv einfordern, sie als Teil ihres Professionssverständnisses begreifen. Und nicht als lästige Pflicht.