Meinung Medikamenten-Mangel: Alle Akteure sind gefragt

Meinung · Es ist nicht zielführend, Medikamente so knapp zu kalkulieren, dass sie gerade so auf den Punkt zur Verfügung stehen. Die Produktion von lebensnotwendigen Arzneimitteln darf nicht unter marktwirtschaftlichen Aspekten erfolgen.

Fatima Krumm.

Foto: Melanie Zanin/melanue Zanin

Mangel verheißt nichts Gutes. Künstlich erzeugte Knappheit kennt man von Sneakers, die von Promis kreiert wurden. Mangel an Medikamenten, insbesondere Arzneimitteln zur Behandlung schwerer Krankheiten wie Krebs, sind längst nicht so bekannt wie solche Turnschuhe. Für die betroffenen Personen hängt im wahrsten Sinne des Wortes das Leben davon ab. Ein anderer Punkt, warum die Nachfrage nach Medikamenten steigt, liegt darin, dass die Menschen immer älter werden. Aus lebensbejahender Perspektive ist das ein Grund zur Freude. Wenn dadurch die Versorgung knapp wird, muss die Lücke dazu geschlossen werden.

Die Forderung nach nationalen Reserven ist gut, nur ist sie unter aktuellen Umständen nicht machbar. Wo nichts ist, kann nichts gelagert werden. Die meisten betroffenen Präparate sind Generika, also Nachahmerpräparate eines bestimmten Medikaments. Es ist nicht zielführend, Medikamente so knapp zu kalkulieren, dass sie gerade so auf den Punkt zur Verfügung stehen – oder eben später. Für Menschen mit Unverträglichkeiten ist es nicht ohne weiteres möglich, verschiedene Medikamente zu kombinieren oder auszutauschen. Die Produktion von lebensnotwendigen Arzneimitteln darf nicht unter marktwirtschaftlichen Aspekten erfolgen.

Wenn die Krankenkassen mit nur einem Hersteller einen Vertrag schließen, dann sind das ein oder zwei Hersteller zu wenig. Der Preis der Arzneimittel kann niemals über dem Preis menschlicher Gesundheit liegen. Wo die Selbstverwaltung nicht funktioniert, muss der Staat eingreifen. Alle Mitspieler auf dem Spielfeld, von der Ärztin bis zum Politiker, sollten einen Konsens finden, wie die Versorgung sichergestellt werden kann. Wenn die Akteure dazu nicht fähig sind, muss der Staat den Rahmen schaffen, damit sie fähig werden.