Kommt eine Nebelkerze geflogen: Die elektronische Gesundheitskarte – light
Ein Kommentar von Wibke Busch
Die Einführung der elektronische Gesundheitskarte ist unbestritten die umstrittenste Reform im deutschen Gesundheitswesen - und das will angesichts der Debatten um Praxisgebühr und Gesundheitsfonds etwas heißen. Bereits für 2006 geplant, soll die Karte nach heftigen Diskussionen nun im Herbst eingeführt werden - allerdings nur als Light-Version, sowohl was die Zahl der Versicherten als auch was die Zusatzfunktionen angeht.
Das Modellprojekt erweist sich damit als Nebelkerzenaktion. Nicht umsonst hatte Sachsen - zunächst als deutsche Modellregion im Gespräch - dankend abgelehnt, mit dem Hinweis, dass das Lightmodell den Versicherten keine Vorteile bringe. Die Politik will aber nach jahrelangem Hin und Her endlich einen Erfolg vorweisen können. Und sie hofft offenbar gemeinsam mit den gesetzlichen Kassen darauf, durch die normative Kraft des Faktischen die Kritiker auf ihre Seite ziehen zu können.
Das aber wird nicht reichen. Wenn Versicherte nicht nur keinen Vorteil von einer Neuerung haben, sondern als Nachteil auch noch stets zwei Karten mit sich tragen müssen, wird dies die Akzeptanz der Karte nicht steigern. Zugleich wird sich der Widerstand gegen die Reform in der Ärzteschaft durch eine solche Hauruck-Methode nicht beseitigen lassen. Die Mediziner aber sind der Schlüssel zum Erfolg. Es wäre daher besser gewesen, weiter zu warten - bis zumindest erste Zusatzfunktionen wirklich einsatzfähig sind.
Immerhin räumte NRW-Gesundheitsstaatssekretär Walter Döllinger gestern vor Journalisten in Düsseldorf den Fehler ein, dass die Ärzte nicht früh genug in die Debatte einbezogen wurden. Um gegenzusteuern, wurde ein Beirat im Land gegründet, in dem nun weiter offene Fragen geklärt werden sollen.
Für die elektronische Gesundheitskarte muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das betrifft in erster Linie die Angst vor dem gläsernen Patienten, also die Frage, wie sicher ist die Speicherung von hochsensiblen Daten ist. Dabei birgt die Karte auch Chancen. Sie verspricht bessere Hilfe im medizinischen Notfall, den Verzicht auf unnötige Untersuchungen und letztlich auch Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem.