Meinung Kundus: Entschlossen gescheitert

Die nordafghanische Stadt Kundus erlangte vor ziemlich genau sechs Jahren traurige Bekanntheit, als der mittlerweile zum Brigadegeneral beförderte Bundeswehr-Oberst Georg Klein zwei von den Taliban gekaperte Tanklastwagen bombardieren ließ.

Foto: Judith Michaelis

Mehr als 140 Menschen, die meisten davon waren Zivilisten, kamen bei dem ohne militärische Notwendigkeit befohlenen Angriff ums Leben.

Zwei Monate später musste der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) zurücktreten. Da seine Parteifreundin und Nach-Nach-Nachfolgerin im Amt, Ursula von der Leyen, derzeit auf akademischem Gelände an der Plagiatsfront zu kämpfen hat, dürfte ihr die Debatte um einen verlängerten Bundeswehreinsatz in Afghanistan gut in den Kram passen. Starre Zeitlinien gebe es nicht, ließ die Ministerin am Dienstag mitteilen — und meint damit das eigentlich beschlossene Ende der Bundeswehr-Ausbildungsmission, die nun bis 2016 verlängert werden könnte.

An die 800 Bundeswehrsoldaten beteiligen sich an „Resolute Support“ — zu deutsch: entschlossene Unterstützung. Entschlossen vielleicht, erfolgreich keinesfalls. Mit knapp 2000 Kämpfern haben die Taliban die 950 000-Einwohner-Stadt Kundus eingenommen, über nennenswerte Gegenwehr der afghanischen Armee gibt es keine Berichte. Viel entgegenzusetzen hat die Truppe den Islamisten nicht.

Ehrlicherweise muss man feststellen, dass nicht nur der Kampfeinsatz gescheitert ist — von Frieden ist 14 Jahre nach dem angeblichen Sturz der Taliban jedenfalls nichts zu sehen —, sondern auch die Ausbildungsmission von Nato und Bundeswehr. Für eine Verlängerung sollte es gute Gründe geben. Der Fall von Kundus liefert dafür aber keine.