Meinung Nach dem Ende des IS
Militärisch ist der Islamische Staat (IS) zwar noch nicht besiegt, aber sein letztes Stündlein hat gewissermaßen bereits geschlagen. Im Irak, dem ursprünglichen Gründungsort der Terrormiliz, bereiten sich reguläre irakische Truppen und ihre kurdischen Verbündeten auf eine Großoffensive auf die Millionenstadt Mossul vor.
Unterstützt werden sie aus der Luft von der US-geführten Allianz. Im Nachbarland Syrien ist am Wochenende die Wüstenstadt Palmyra von syrischen Einheiten zurückerobert worden. Besser gesagt, hat die syrische Armee der libanesischen Hisbollah-Miliz lediglich dabei geholfen, der wiederum von Präsident Baschar al-Assads russischen Waffenbrüdern der Weg freigebombt worden ist. Ähnliches dürfte sich schon sehr bald in Al-Rakka und Dair as-Saur wiederholen.
Und dann? Das ist die Frage. Während in Genf derzeit über die Zeit nach dem Bürgerkrieg in Syrien verhandelt wird, gibt es wenig konkrete Vorstellungen, was mit den Kämpfern des Islamischen Staates geschehen soll, sobald ihr Kalifat ein Fall für die Geschichtsbücher geworden ist. Wir können sie nicht alle umbringen, hat Jochen Hippler, Politikwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen, unlängst bei einer Podiumsdiskussion in Düsseldorf sehr treffend festgestellt.
Das gilt in besonderem Maße für die ausländischen Freiwilligen, die sich dem IS angeschlossen haben und eines nicht mehr so fernen Tages in ihre Heimatländer — und damit auch nach Deutschland — zurückkehren werden. 800 Deutsche sollen sich derzeit beim IS verdingen. Selbst wenn man alle diejenigen ins Gefängnis steckt, die sich an Kämpfen und Terroraktionen beteiligt haben, bleiben viele, um die man sich wird kümmern müssen. Da sind zum einen die Sicherheitsbehörden gefragt, um potenzielle Gefährder unter Beobachtung zu stellen. Auf der anderen Seite ist die Gesellschaft gefordert, um jenen Rückkehrern eine Perspektive zu geben, die sich von den Ideen des Dschihadismus und radikalen Islamismus lossagen.