Meinung Schön und leicht, bitte

Xabi Alonso hat am Freitag einen bemerkenswerten Satz gesagt: „Pep Guardiola ist seiner Zeit voraus.“ Der spanische Spielorganisator des FC Bayern hatte über seinen derzeitigen Trainer gesprochen, aber vielleicht noch mehr über einen ganz anderen Großen des Fußballs gesagt: über Johan Cruyff, der am Mittwoch in Barcelona starb.

Foto: Sergej Lepke

Über jene niederländische Legende, dessen Schüler Guardiola in Barcelona war. „Ich wusste nichts über Fußball“, sagte Guardiola, als er über Cruyff sprach: „Und er gab mir alles.“

Wer verstehen will, warum Fußball viel mehr ist als die törichte Betrachtung von jenen 20 Spielern, die dem Ball hinterher rennen, der wird schnell bei Johan Cruyff landen. Dem Spielversteher, dem Bonvivant, dem Fußball-Philosophen, dem edlen Kicker, dem Lebenskünstler — und dem gnadenlosen Egoisten. Mit Cruyff verbinden sich die schönen Gefühle des Spiels, weil Anmutung und Charakter zusammen immer einen Sinn ergaben. Weil die Schönheit des Spiels auch über dessen Reflexion entstand: Schön und leicht muss es sein. Selbst wenn der Erfolg am Ende mal auf der Strecke bleibt.

So steht Cruyffs größte Niederlage im WM-Finale von 1974 in München als Beweis dafür: Niederländische Künstler, die leichtfertig gegen zu viele hölzerne, aber immer willige deutsche Handwerker verloren. Cruyff verachtete den Spielstil des Gegners. Ein besserer Zufall, fand er, war keine Arithmetik für Erfolg — und nie für Ästhetik. So war der spätere Cruyff auch der Sargnagel für jeden niederländischen Bondscoach, der Oranje defensive Vernunft einimpfen wollte, und Attraktion zur Sekundärtugend erklärte. Cruyff griff dann regelmäßig über die Medien ein, der Rest war Formsache. Das Volk folgte seinem König. „

Jedes Mal“, sagte Cruyff einst, „werfe ICH den Ball ein. Weil ICH — wenn der Ball direkt zurückkommt, der einzige Spieler bin, der ungedeckt ist.“ Weisheiten, die Lehrbücher füllen. Das ist es, was Alonso über Guardiola sprach — und über Johan Cruyff gesagt hat.