Meinung Höchste Rentensteigerung seit 23 Jahren

Der gesetzlichen Rente in Deutschland wird regelmäßig der Untergang vorhergesagt. Solche Prophezeiungen haben maßgeblich mit dazu beigetragen, dass das allgemeine Vertrauen in das deutsche Altersvorsorgesystem stark erschüttert ist.

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"Ich krieg sowieso mal nichts mehr raus" - kaum ein Gespräch über dieses Thema, in dem es nicht irgendwann zu einer solchen Bemerkung kommt.

Die jetzt angekündigte Rentenerhöhung sollte notorische Pessimisten wenigstens etwas kleinlauter werden lassen. Gut vier Prozent mehr Rente im Westen und im Osten fast sechs Prozent oben drauf - wer sein Geld in eine seriöse Kapitalanlage gesteckt hat, kann von solchen Zuwächsen derzeit nur träumen. Die gesetzliche Rente ist damit wieder einmal besser ihr Ruf. Zumal das System bei aller Kompliziertheit im Detail eigentlich einer einfachen Logik folgt: Wenn die Wirtschaft floriert und die Beschäftigten ordentliche Lohnerhöhungen bekommen, sind auch die Ruheständler mit im Boot. Sie profitieren ebenfalls von der Entwicklung. Bei schlechten Konjunkturdaten gilt das umgekehrt freilich genauso.

Schon angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte ist aber auch die symbolische Wirkung der guten Nachricht nicht zu unterschätzen. Von wegen, den einen wird alles in den Hintern geblasen, und die anderen gehen leer aus. Die deutliche Rentenerhöhung verträgt sich schlecht mit dem Sozialneid, der nicht nur von rechtspopulistischen Kräften im Land geschürt wird.

Bei aller Freude über die höchste Rentenanpassung seit mehr als zwei Jahrzehnten gilt es allerdings festzuhalten, dass sich von den gesetzlichen Altersbezügen in Zukunft nicht mehr so gut leben lässt, wie es der heutigen Generation der Ruheständler noch möglich ist. Alles andere hieße den tendenziell schrumpfenden Bevölkerungsanteil der Beitragszahler zu überfordern. Auch das gehört zu einer realistischen Betrachtung des deutschen Rentensystems.