Nur noch ein Wunder kann McCain helfen

Die Finanzkrise macht Obama zum überlegenen Favoriten.

In weniger als vier Wochen werden die Amerikaner entscheiden, ob ihr nächster Präsident Barack Obama oder John McCain heißt. Dabei dürfte die Vorentscheidung schon längst gefallen sein. Nicht etwa wegen Obamas souveränem Auftritt bei der jüngsten Fernsehdebatte, der ihm weitere Sympathiepunkte bei den Wählern brachte und McCain zuweilen als verbitterten alten Mann dastehen ließ.

Nein, aus einem anderen Grund sprechen alle Vorzeichen für den Kandidaten der Demokraten: Die USA haben mit der schlimmsten Finanzkrise seit der Depression der 30er Jahre zu kämpfen. Verbraucher ebenso wie Inhaber von Klein- und Mittelbetrieben, von Bankmanagern ganz zu schweigen, haben keine Ahnung, wie es um ihre wirtschaftliche Zukunft bestellt ist.

Zwar können weder Obama noch McCain Patentlösungen zur Krisenbewältigung anbieten. Dennoch verfügt der Demokrat über eine bemerkenswerte, unter den Präsidentschaftskandidaten einzigartige Qualität, die nicht das geringste mit seiner Hautfarbe oder ethnischen Abstammung zu tun hat: Er ist kein Republikaner.

Völlig zu Recht rechnet die breite Öffentlichkeit die Bankenkrise und das Desaster an den Finanzmärkten der Regierungspartei an. Seit fast acht Jahren sitzen George W. Bush und Co. in Washington an den Schalthebeln der Macht und kämpften in enger Abstimmung mit dem früheren Notenbankchef Alan Greenspan für jene lasche Marktaufsicht, die den Weg für eine Krise historischen Ausmaßes bereitete.

Auch wenn sich McCain als Einzelgänger und Querdenker versteht, der es anders machen würde als seine Parteifreunde im Weißen Haus - in der Wahrnehmung der Wähler kann er sich von jenen Republikanern, als deren Fahnenträger er ja schließlich in die Wahl geht, nicht ausreichend distanzieren.

Obama ist zwar kein Garant für Erfolg, doch er gibt verängstigten Amerikanern wenigstens Grund zur Hoffnung. Dagegen verblasst McCains überlegene außenpolitische Erfahrung. Auch hätte der von Republikanern erwünschte "K.O.-Schlag" in der Fernsehdebatte, zu dem es ohnehin nicht annähernd kam, keinen Unterschied gemacht. Gerettet werden könnte John McCain wohl nur durch ein Wirtschaftswunder, an das aber niemand glauben will - schon gar nicht bis zum 4. November.