Zu Bayern passt ein starker Mann

Das Gerangel um das Ministerpräsidenten-Amt hat begonnen.

Ganz rasch hat die CSU nach ihrem Wahldesaster personelle Konsequenzen gezogen. Beim Ministerpräsidenten vielleicht sogar zu schnell. Wie anders sonst sind die gestrigen Abgeordneten-Witzeleien zu verstehen, man solle den Job doch gleich im Bundesanzeiger ausschreiben. Das Gerangel um die Nachfolge Becksteins ist eröffnet, was wird es bringen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass es am Ende doch auf Horst Seehofer als CSU-Chef und ersten Mann im Freistaat Bayern hinausläuft, ist hoch. Seehofer verfügt über die nötige politische Erfahrung. Die geht einigen seiner Mitbewerber ab. Was nicht nur für den 41-jährigen Markus Söder gilt. Doch dass es im sehr traditionellen Bayern ein so junger Mensch zum Ministerpräsidenten schafft, ist fast unmöglich.

Horst Seehofer verfügt vor allem über das - positiv formuliert - taktische Geschick, ohne das der politische Alltag kaum zu bewältigen scheint. Es war schon beeindruckend, wie er die Latte beim Wahlergebnis mit 52 plus x Prozent so hoch legte, dass Huber und Beckstein nur scheitern konnten.

Manche bezeichnen das auch als infam. Klug war anschließend, dass er sich - im Gegensatz zu Mitbewerbern - für die Beckstein-Nachfolge nicht aufdrängte. Die Basis will den beliebten Politiker sowieso, der Vorstand, in dem er geringe Sympathien findet, wird kaum mehr an ihm vorbei kommen.

Mit Seehofer hätte die CSU vor allem die Chance, wieder einen starken Mann als Ministerpräsidenten und Parteichef zu haben. Denn das Experiment Doppelspitze ist zwar auch wegen des besonders glücklosen Agierens von Huber und Beckstein gescheitert. Der Hauptgrund liegt jedoch darin, dass solch eine Tandem-Lösung fast immer zu Reibungsverlusten führt.

Zum Weltbild im Freistaat passt es auch viel besser, wenn eine starke Figur in der größten Partei und im Staat des Sagen hat. Da bleibt Bayern sich selbst treu. Denn es darf sich niemand vom Ergebnis dieser Wahl täuschen lassen: Bayern wird noch Jahrzehnte lang ein extrem konservativ geprägtes Land bleiben.

Eine CSU, die geschickter als in den vergangenen Jahren handelt und über einen charismatischen Chef verfügt, kann dort jederzeit wieder ein Wählerpotenzial von 52 plus x bis hin zu einer Zweidrittelmehrheit ausschöpfen.