CDU bremst eigene Ministerin aus
Frank Uferkamp kommentiert die Entscheidung der schwarz-gelben Koalition, die Kopfnoten von sechs auf drei zu reduzieren.
Aus sechs mach’ drei: In der Schule wäre dies eine Übung für die erste Klasse, in der Politik ist das gleich eine sehr große Geschichte. Mit der Reduzierung der Anzahl der Kopfnoten hat die schwarz-gelbe NRW-Koalition zwar auf den wachsenden Unmut der Elternschaft und vor allem das Chaos in den Schulen reagiert. Doch diese Operation ist ihr nicht überzeugend gelungen.
Es ging zum Schluss zu wie auf dem Basar - da hat die rot-grüne Opposition recht. Sechs, vier, drei oder gar nur zwei - es war ein würdeloses Geschachere. Aber es zeigte auch eines: Die CDU-Fraktion nickt nicht alles ab, was die eigene Ministerin Barbara Sommer vorlegt. Sie wollte künftig vier Kopfnoten, hatte die Unterstützung der FDP. Die Union setzte drei durch - hier brach sich der Unmut gegen die Ministerin noch einmal Bahn. Die Kopfnoten als Abrechnung über die für die CDU schädliche Gesamtschuldebatte und die desaströse Außendarstellung bei den Zentralabitur-Pannen - diese Gelegenheit ergriffen die Bildungsexperten aus der CDU-Fraktion beim Schopfe.
Das alles aber ist politische Begleitmusik und müsste die Eltern und Schüler eigentlich nur bedingt interessieren. Das Prinzip der Kopfnoten, also der Bewertung des Arbeits- und Sozialverhaltens von der Grundschule bis zum Abitur, ist sinnvoll und wird beibehalten. Dabei geht es nicht um einen Rückfall in die 50er Jahre: Das Verhalten in der Klasse darf selbstverständlich anhand objektiver Kriterien benotet werden. Die Frage war nur, ob es dazu eines solch riesigen bürokratischen Aufwands bedurfte, wie ihn Sommer mit gleich sechs Noten schuf.
Mit der gestrigen Inszenierung aber hat die Koalition dieser Idee keinen großen Gefallen getan. Es ging nicht mehr um Inhalte, nur noch um Symbole. Und da hat die Fraktion der Parteifreundin Sommer deutlich gesagt: So geht es nicht.
Die Schulministerin wird auch das überleben, schließlich hat Ministerpräsident Jürgen Rüttgers längst entschieden, mit ihr bis zur nächsten Wahl im Jahr 2010 weiterzumachen. Vor allem die Lehrer, aber auch Schüler und Eltern können sich über eines freuen: Der obere Teil der Zeugnisse wird schon bald übersichtlicher. Der Wildwuchs der Kopfnoten ist gekappt - das war längst überfällig.