Finanzkrise: Elf Nullen und eine fatale Abwärtsspirale
Banken geraten in Schieflage - und schon droht ein globales, wirtschaftliches Desaster.
Wirtschaft, das bedeutet unbestechliche Kennzahlen, klare Schaubilder und nüchterne Menschen, die nur vernünftige Entscheidungen treffen. So weit das Klischee. Nur ist es leider falsch. Wie wir derzeit schmerzhaft lernen. Da geraten Banken in Schieflage - und schon droht ein globales, wirtschaftliches Desaster. Mit der unvorstellbaren Summe von 1,4 Billionen Dollar - ausgeschrieben ist das eine Zahl mit elf Nullen - weltweiter Verluste durch die Finanzkrise schockt uns der Internationale Währungsfonds. Fast stündlich stimmen neue angebliche Propheten in Gesänge vom nahenden Untergang ein. Dabei neigen wir dazu, in allzu menschlicher Art alles zu übertreiben.
Klar, etliche Bank-Manager haben großen Mist gebaut. Aber ist es dennoch gerechtfertigt, jetzt eine fatale Abwärtsspirale in Gang zu setzen? Die Banken leihen sich untereinander kein Geld mehr. Unternehmen sind total verunsichert. Schon legt die Autoindustrie für Wochen Fließbänder still. Weitere Branchen werden wohl folgen. Dies alles geschieht als vorauseilende Maßnahmen angesichts einer erwarteten Rezession. Im Extremfall steht am Ende dann wirklich die befürchtete Weltwirtschaftskrise. Diese wurde, wenn sie denn kommt, zwar durch die Probleme der Finanzmärkte ausgelöst, die Ursache jedoch lag darin, wie kopflos Entscheider mit der Situation umgingen.
Doch noch ist die Katastrophe nicht wirklich da. Wirtschaftslenker und Meinungsbilder könnten die Abwärtsspirale durchaus stoppen. Emotion rausnehmen, nüchterne Betrachtungsweisen - wie man sie ja eigentlich erwarten sollte - nach vorne stellen. So lautet das Gebot der Stunde. Verblüffend ist dabei, dass im Gegensatz zu den Profis die meisten Privatanleger bislang relativ besonnen zu reagieren scheinen. Sie machen sich zwar ihre Gedanken, stellen viele Fragen. Aber nur eine verschwindende Minderheit läuft zum Bankschalter, hebt Geld ab und legt es unters Kopfkissen. So gesehen handeln sie viel professioneller als die eigentlichen Finanzprofis. Hoffentlich bleibt das so.
Dass Kanzlerin Merkel dabei mit ihrer staatlichen Garantie für Spareinlagen beruhigend wirken will, ist zu begrüßen. Ob ihr die Dimension dieses Versprechens wirklich klar ist, darf allerdings bezweifelt werden.