Rente mit 69: Noch nicht das Ende der Fahnenstange

Die Rente mit 69 wird kommen, weil es keine Alternative gibt.

Die Rente mit 67 war vor allem für die Gewerkschaften schon schwer zu verdauen. Nun berechnet das Finanzministerium offenbar den Nutzen einer Rente mit 69. Es vollzieht damit nach, was Fachleute schon vor drei Jahren zunächst zaghaft empfohlen haben. Doch spätestens, seit die fünf Wirtschaftsweisen im Mai dieses Jahres die Erhöhung des Renteneintrittsalters um weitere zwei Jahre empfahlen, ist die Diskussion darüber auch in der Politik kein Tabu mehr. Die Frontlinien verlaufen wie immer. CDU und FDP stehen dem Vorschlag der Experten offen gegenüber, SPD und Gewerkschaften sagen Nein. Dabei lohnt es sich, ohne ideologische Scheuklappen einen Blick auf den Vorschlag zu werfen.

Tatsache ist, dass die Zahl der Deutschen insgesamt abnimmt. Gleichzeitig steigt der Anteil der Rentner an der Bevölkerung deutlich, weil die Lebenserwartung stetig zunimmt. Das bedeutet, dass tendenziell weniger Arbeitnehmer die Renten für mehr Ruheständler aufbringen müssen. Das spricht für eine längere Lebensarbeitszeit.

Dagegen spricht, dass ältere Arbeitslose es trotz demografischen Wandels und Facharbeitermangels bedrückend schwer haben, eine Anstellung zu finden. Und wer wollte Maurern, Gerüstbauern oder Fliesenlegern zumuten, noch mit 69 Jahren ihre Schwerstarbeit zu verrichten?

Dennoch führt an der Erhöhung des Renteneintrittsalters sehr wahrscheinlich kein Weg vorbei. Wenn die Beiträge nicht über Gebühr steigen sollen, dann müssen mehr Menschen länger in die Kassen einzahlen. Wer das nicht kann oder will, muss wie heute schon mit Kürzungen seiner Altersbezüge rechnen.

Wenn die Politik das verhindern will, dann muss sie alle Arbeitnehmer zu privater Altersvorsorge zwingen. Das wiederum bedeutet allerdings, dass die Einkommen, anders als in den vergangenen Jahren, die Inflationsrate spürbar übersteigen müssen, damit auch bei Geringerverdienenden freie Spitzen fürs Sparen entstehen. Damit ist angesichts des internationalen Wettbewerbes, in dem sich der Standort Deutschland befindet, jedoch eher nicht zu rechnen.

Also bleibt nur die Möglichkeit, die Lebensarbeitszeit zu verlängern. Die Rente mit 69 wird kommen. Und 69 ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.