Meinung Strompreis: Die Macht der Verbraucher
Jeder, der eine Steckdose zu Hause hat, ist Partner — Partner eines Stromlieferungsvertrags. Doch wie der in Rechnung gestellte Strompreis zustande kommt, das kann niemand überprüfen. Und so kommt es, dass sich der Verbraucher ohnmächtig fühlt gegenüber den jetzt wieder vielfach angekündigten Preiserhöhungen.
Dabei ist dieses Gefühl der Ohnmacht gewissermaßen schon etwas für Fortgeschrittene. Die meisten bekommen nämlich gar nicht mit, dass ihnen bald eine Strompreiserhöhung ins Haus steht. Zwar sind die Stromanbieter verpflichtet, diese ihrer Kundschaft mitzuteilen. Doch Verbraucherschützer beklagen, dass solche Ankündigungen oftmals in generellen Informationsschreiben des Anbieters versteckt sind. Schreiben, die wie ein Werbebrief aussehen und die der normale Kunde ungelesen beiseite legt. Eben darauf scheint es manch ein Anbieter abzusehen. Denn wer die Ankündigung der Preiserhöhung nicht liest, kommt gar nicht erst auf die Idee, sein damit verbundenes Sonderkündigungsrecht in Anspruch zu nehmen.
Dabei bietet dieses Recht durchaus auch eine Chance: nämlich seinen vielleicht bisher schon ungünstigen Tarif zu wechseln. Dass dies von Vorteil sein kann, zeigen auch die aktuellen Ankündigungen einer ganzen Reihe von Anbietern, die durchaus ihre Preise senken und damit das Gejammer der Konkurrenz unglaubwürdig erscheinen lassen, man habe keine andere Wahl als den Preisaufschlag.
Es gibt Vergleichsportale im Internet, die dem wechselwilligen Verbraucher beim Sparen behilflich sind. Der muss sich zwar ein bis zwei Stunden mit der Sache befassen, kann aber auf diese Weise auch etwas zur langfristigen Disziplinierung der Anbieter beitragen. Übrigens kann der Tarifvergleich durchaus dazu führen, dass man bei seinem bisherigen Anbieter bleibt — wenn dieser ihm nämlich ein besseres Tarifangebot macht. Insbesondere das Angebot, ihn aus dem teuren Grundversorgungstarif herauszunehmen, in dem immer noch etwa 30 Prozent der Stromkunden stecken.