Von Wulff lernen hieße siegen lernen

Düsseldorf. Heuchelei, Widerlichkeit, Dreck: Der Wahlkampf der Worte zwischen CSU und SPD eskaliert und senkt das Niveau politischer Auseinandersetzung so weit ab, dass sogar der im hessischen Landtagswahlkampf erreichte Tiefpunkt noch einmal unterschritten wird.

Die Beteiligten schaden damit nicht nur sich selbst, sondern auch der Demokratie insgesamt. Man fragt sich, wie sich die beiden Parteien nach derart persönlichen Attacken noch gemeinsam an einen Tisch setzen wollen. Zur Erinnerung: In Berlin sind SPD und CSU Koalitionspartner.

Natürlich liegen die Nerven blank. Dass SPD-Chef Kurt Beck sich von einer Generalsekretärin provozieren lässt, die nördlich des Weißwurst-Äquators viele Menschen gar nicht kennen, gibt einen kleinen Einblick in seine Seelenlage. Nicht nur, dass die SPD mit ihrem verbliebenen 20-Prozent-Potenzial heute da steht, wo die bayerischen Genossen früher waren; das Links-Experiment in Hessen gefährdet auch noch ganz konkret Becks Posten als Vorsitzender.

In der CSU geht derweil die nackte Angst vor einem 50-Prozent-minus-X-Ergebnis um. Und das ist durchaus kein Luxusproblem. Zahlreiche Abgeordnete in der einflussreichen CSU-Fraktion bangen um ihren Job. Entscheidend aber ist, dass die CSU ihre Sonderstellung als bundesweit bedeutsame Regionalpartei verlieren könnte.

Das hätte auch für die Union insgesamt fatale Folgen. CDU und CSU wären auf dem Weg Richtung 30-Prozent-Marke. Für Koalitionen mit der FDP dürfte es dann kaum noch reichen, und für Bündnisse mit FDP und Grünen auf Bundesebene ist die Zeit noch nicht reif.

Das erklärt, warum die CSU alles auf die Karte Polarisierung setzt. Sie will damit ihre konservative Klientel an die Wahlurnen locken. Eine hohe Wahlbeteiligung wäre noch das beste Mittel, die kleinen Parteien aus dem Landtag herauszuhalten.

Je mehr von ihnen die Fünf-Prozent-Hürde überspringen, desto schwieriger wird es für die CSU, wieder die absolute Mehrheit zu erreichen. Doch das Spiel ist riskant. Die Taktik Roland Kochs, den Gegner zu diffamieren, hat in Hessen liberale Wählerschichten abgeschreckt, während der gemäßigte Wahlkampf von Christian Wulff bei den Niedersachsen gut ankam. Ob die Bayern da so anders ticken?