Blutwäsche der besonderen Art
Medizin: Blutkonserven sind besonders im Sommer Mangelware: Ein spezielles Gerät hilft, während einer OP bis zu 70 Prozent Blut zu sparen.
Düsseldorf. Es ist ein Routine-Eingriff für die Operateure des Rather Augusta-Krankenhauses. Für Alexander Winkler (Name von der Redaktion geändert) ist es alles andere als das. Er liegt bereits auf dem Operationstisch und bekommt, dank Narkose, nichts mehr mit. Weder die langen Schläuche, an die er angeschlossen ist, noch die blinkenden Lämpchen an den Monitoren. Auf diesen sehen die Ärzte, durch eine dauerhafte Röntgenaufnahme, das Innere des Patienten Winkler.
Ein Gefäß an der Hauptschlagader ist stark erweitert und droht zu reißen. Deswegen wird dem 69-jährigen Mann ein zehn Zentimeter langes Kunststoffrohr in Form eines Y eingesetzt, dass die Vene von innen abdichten soll. "So ein Rohr variiert je nach Größe und Länge", erklärt Prof. Dr. Ralf Kolvenbach, Leiter der Gefäßchirurgie. Dieser Eingriff ist mit Risiken verbunden, weil es dabei zu einem Blutverlust kommen kann. Für diesen Fall muss der Patient mit ausreichend Konserven versorgt werden.
Doch die sind, besonders jetzt im Sommer, Mangelware. Wie die WZ berichtete, ist die Spendebereitschaft in den vergangenen Wochen urlaubs- und temperaturbedingt um bis zu 30 Prozent zurückgegangen. Üblicherweise werden Düsseldorfer Kliniken wie das Augusta-Krankenhaus je nach georderter Menge zwei Mal in der Woche mit der angeforderten Menge an Konserven von der DRK-Blutspende-Zentrale West in Ratingen beliefert. Sollten diese in Notfällen nicht ausreichen, müssen die Krankenhäuser nachordern und selbst für den Transport sorgen. Vorausgesetzt, die Vorräte reichen. DRK und Blutbank der Uni haben in den letzten Wochen Alarm geschlagen.
Um die knappen Bestände nicht weiter zu verringern, greifen die Krankenhäuser auf eine Art Recycling-Methode zurück: Mit einem speziellen Gerät, dem "Cell-Saver" (übersetzt etwa: "Blut-Sparer"), wird Patienten-Blut während der OP gereinigt und wieder verwendet. Wie bei der OP von Alexander Winkler.
Während der Eingriff bereits begonnen hat, wird das Gerät vorbereitet. Ein grauer unscheinbarer Kasten mit Knöpfen und Drehscheiben, ein Behälter, der als Zentrifuge dient, zwei Beutel und noch einige Schläuche: Mehr braucht es nicht für den Vorgang. Das Blut, das aus dem Körper läuft, wird aufgesogen und zusammen mit einer Kochsalzlösung in dem Behälter gesammelt und anschließend in die Zentrifuge gegeben.
Durch die Fliehkraft wird der schwerere Teil in dem Gemisch, das Blutkonzentrat, nach außen gedrückt und in einen Beutel befördert. Der Rest, der aus Flüssigkeit und unbrauchbaren Resten besteht, läuft in einen zweiten Beutel ab und wird entsorgt. Das gereinigte Konzentrat wird dem Patienten während der OP über einen Katheter zurückgegeben.
Insgesamt kommt der Apparat im Augusta jährlich 200 bis 250 Mal zum Einsatz. "So können wir 60 bis 70 Prozent an Blutkonserven im Jahr sparen", sagt Dr. Thilo Steinforth, Facharzt für Anästhesiologie. Am besten funktioniert diese Methode bei großen Gefäßoperationen am Bein oder an der Halsschlagader. Dagegen ist bei Krebspatienten der Einsatz des Geräts nicht von Vorteil, da sich noch bösartige Tumorzellen im gereinigten Blut befinden können.
Nach etwa einer Stunde ist die Operation beendet. Während die offene Wunde zugenäht wird, fließt das gereinigte Blut bereits zurück in den Körper - ganz ohne Blut aus Konserven.