Ausstellung Kunst wie aus der Zeit gefallen

WZ-Leser besuchten eine exklusive Ausstellung von Neo Rauch.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Walter Droege bemerkte die kleine Macken an dem Kunstwerk von Gerhard Richter sofort. Das passte nicht zu dem 110-prozentigen Qualitätsanspruch, den er in seinem Unternehmen vertritt. Das sagte er dem Künstler auch, der die Anbringung seiner Installation „Grauer Spiegel“ 1998 in der Firmenzentrale des Beratungs- und Investmentunternehmens in der Carlstadt persönlich beaufsichtigte. Also nahm Richter einen Hammer, zerschlug den Spiegel und machte sich erneut an die Arbeit.

Diese Geschichte erzählte Hedda im Brahm-Droege, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Droege Group, nicht, als sie am Dienstagabend 28 WZ-Leser zu einer exklusiven Kunstführung in der Poststraße begrüßte. Und doch führt die Anekdote direkt zum Kern eines ungewöhnlichen Kunstverständnisses. Über Kunst wird geredet und gestritten. Kunst lehrt Sehen und weitet die Perspektiven. Deswegen will Hedda im Brahm-Droege sie nicht bloß als wertvolle Wanddekoration verstanden wissen, sondern sie gilt ihr als Wahrnehmungslehrer ihrer Mitarbeiter, deren Erkenntnisse in eine bestmögliche Unternehmensgestaltung zurückfließen.

Einer, der sich bestens darauf versteht, das Betrachten herauszufordern und zu irritieren, ist Neo Rauch.

Eine ansehnliche Auswahl seiner Werke befindet sich aktuell in den Räumen der Droege Group. Und so stehen die Besucher am Dienstagabend und staunen vor der Skulptur „Die Jägerin“, eine übergroße Figur, die nicht Frau nicht Mann ist, barock-haft anmutet, jedoch Chucks an den Füßen trägt.

Im Besprechungssaal in der ersten Etage hängt ein riesiges Öl-Gemälde, das zum Werkzyklus „Schilfland“ gehört. Im Schilf sind die Träume, sagt Rauch. Es steht für die Grauzone, in der dem Bewusstsein so mancher Streich gespielt wird. „Seine Kunst ist wie aus der Zeit gefallen“, sagt Jasper Hallmanns, Kunsthistoriker des Hauses Droege.

In Staunen versetzt zu werden, das hatte sich Christa Röhrscheid erhofft, als sie sich um sechs Uhr morgens als erste von mehr als 80 WZ-Lesern um die Teilnahme an dem Besuch der Schau bewarb, die ausschließlich für ausgewählte Kreise zugänglich ist. „Toll“, sagt die Lehrerin aus Willich. „Das ist so inspirierend. Kunst macht eben wirklich vieles möglich.“