Moritz Führmann: "Schneider Wibbel ist mein Liebstes"
Moritz Führmann ist einer der gefragtesten Schauspieler der Stadt. Jetzt hat er mit „Hoffmanns Erzählungen“ Premiere.
Düsseldorf. Zeit ist knapp. Jeder Tag ist für Moritz Führmann eng getaktet. Er bringt seinen Sohn zur Tagesmutter, probt für „Hoffmanns Erzählungen“ und abends steht er in „Peer Gynt“, „Felix Krull“, „Kabale und Liebe“ oder „Figaro“ auf der Bühne. Mit Schauspielerin Anna Schudt und zwei gemeinsamen Söhnen Fritz (2) und Matti (4 Monate) und Schudts älterem Sohn Leon (15) lebt Führmann in Düsseldorf. Seit 2009 gehört er zum Ensemble.
Herr Führmann, Sie spielen allein in diesem Monat 16 Vorstellungen im Schauspielhaus. Zeitgleich proben Sie für „Hoffmanns Erzählungen“. Ein volles Programm.
Moritz Führmann: Das ist Wahnsinn. Auch, weil meine Frau gerade den nächsten „Tatort“ in Dortmund dreht. Unser Kleinster ist mit am Filmset. Ich renne hier hin und her: Nach der Probe hole ich unseren Sohn, den Fritz, von der Tagesmutter ab, abends habe ich Vorstellung.
Wie laufen die Proben?
Führmann: Das ist ja eigentlich eine Stückentwicklung. Am Anfang war ganz viel Material da, das sich nur von der Grundstruktur der Dramaturgie an Offenbachs Oper anlehnt. Mit der Sprache muss man als Schauspieler natürlich viel mehr machen. So eine Höllenfahrt, wie dem Regisseur vorschwebt, ist viel Arbeit.
Wohin führen Sie Hoffmanns Traumwelten?
Führmann: Hoffmann war immer jemand, der gekämpft hat zwischen seinem Genie und dem richtigen Leben. Das ist eine Zerrissenheit, die ich als Familienvater sehr gut nachvollziehen kann.
Was bedeutet das für Sie persönlich?
Führmann: Man muss zu Hause abstellen, dass man einen Vogel hat, wenn man auf der Bühne steht.
Sie haben in Düsseldorf den Schneider Wibbel gespielt.
Führmann: Das ist mein Liebstes, darüber können wir gerne sprechen.
Warum?
Führmann: Es war ein Erlebnis. Ich habe vorher Leute in den Brauhäusern gefragt, wie man das spricht. Und das Publikum im Savoy hat nachher mitgesungen.
Hat Sie das mit dieser Stadt verbunden?
Führmann: Total. Ich lebe hier wirklich gerne.
Sie haben ein großes komödiantisches Talent. Wie wichtig ist Ihnen die Komik?
Führmann: Wenn ich mit einer Situation konfrontiert bin, in der ich hilflos bin, lache ich. Auch beim Grafen im „Figaro“ oder als Felix Krull hat das Komische einen ernsten Impuls. Ich lache aber auch einfach gerne — und klar, dann sucht man danach.
Wie sollte aus Ihrer Sicht ein Stadttheater aussehen?
Führmann: Bei „Peer Gynt“ hat die Bühnenbildnerin keine Berge und Sträucher nachgebaut, sondern einen möglichst artifiziellen Raum geschaffen, ein Kunstmuseum. Wie in diesem Raum die Geschichten stattfinden, hat ganz viel mit den Inszenierungen in den Düsseldorfer Museen zu tun. Die sind ja wahnsinnig toll. Für die Zuschauer ist das ganz anders lesbar, weil es ein Kunstumgang ist, der ihnen naheliegt.
Welche Rolle spielen die Schauspieler für gutes Stadttheater?
Führmann: Natürlich ist es wichtig, dass man uns Schauspieler immer wieder in verschiedenen Rollen erleben kann. Daher wäre es sehr schade, wenn es so früh wieder einen Wechsel geben würde.
Was hat die Krise nach dem Rücktritt von Staffan Holm verändert?
Führmann: Nun ja, es war auch eine Findungsphase für das Ensemble. Plötzlich wurde gestritten und gekämpft. Ich habe zum ersten Mal erlebt, wie stark die Identität dieses Ensembles jetzt ist.