Lang anhaltender Stromausfall Grefrath ist auf einen Blackout vorbreitet

Grefrath · Landauf, landab rüsteten sich Städte und Gemeinden vor zwei Jahren für eine Gasmangellage und Stromausfälle. Aktuell sind die Gasspeicher in Deutschland gut gefüllt. Doch einen länger anhaltenden Stromausfall kann es jederzeit geben. Wie Grefrath vorbereitet ist.

Die Schulzentren wurden als „Wärmeinseln“ definiert, hier die Sekundarschule in der „Wärmeinsel“ in Grefrath.

Foto: Norbert Prümen

Vor zwei Jahren trieb die Sorge vor einer Gasmangellage und länger anhaltenden Stromausfällen die Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden um. Sie sollten sich vorbereiten auf einen Energieausfall von bis zu 72 Stunden, hatte ihnen das Land aufgegeben. In den Kommunen wurden mit Feuerwehren und anderen Einsatzkräften mögliche Blackout-Szenarien durchgespielt und Konzepte entwickelt. Was würde passieren, wenn der Strom länger ausfiele? Wenn Menschen nicht telefonieren, bei der Bank kein Geld abheben könnten? Wenn man nicht einkaufen oder tanken könnte, wenn das Wasser wegbliebe?

Viele Kommunen kauften Notstromaggregate, bestellten große Mengen Diesel hinzu, um Notstromaggregate und Fahrzeuge von Rettungsdienst und Feuerwehr im Ernstfall weiter nutzen und Teile der Verwaltung weiter am Laufen halten zu können. In der Gemeinde Grefrath fand man eine Insellösung. „Wir haben überlegt, was wir im Notfall überhaupt brauchen, wie wir kommunizieren könnten und wo wir die Bürgerinnen und Bürger hinschicken könnten“, sagt Bürgermeister Stefan Schumeckers (CDU), der mit Erik Ix, Geschäftsführer der Gemeindewerke Grefrath, damals zusammensaß und darüber nachdachte, wie man sich wappnen könnte. So entstand ein Konzept, das der Politik im Herbst 2022 vorgestellt wurde. Darin wurden „Inseln“ definiert, die die Versorgung der Menschen sicherstellen sollen, wenn es zu einem länger anhaltenden Energieausfall kommen sollte.

Schulzentren dienen als sogenannte Wärmeinseln

Die Schulzentren in den Grefrather Ortsteilen, die an Wärmenetze angeschlossen sind, sollen im Ernstfall „Wärmeinseln“ werden können. Die Blockheizkraftwerke dort wurden elektronisch so umgerüstet, dass sie schwarzstartfähig sind, also wieder hochgefahren und weiterbetrieben werden können, wenn das Stromnetz rundum ausfallen sollte. Man habe quasi „einen Schalter eingebaut und einen Tank danebengestellt“, verdeutlicht Schumeckers.

Die örtlichen Kirchen wurden als „Leuchttürme“ definiert, bei einem länger anhaltenden Energieausfall könnten Bürger dorthin gehen. „Ganz analog“ würde man dann dort die Bürger darüber informieren, welche Hilfen es gebe und wo sie hingehen könnten – bei Kälte also zu den „Wärmeinseln“, den Schulzentren in Grefrath, Oedt und Mülhausen, erläutert der Bürgermeister. In Mülhausen würde man auch Räume für medizinische Behandlungen einplanen.

In Grefrath würde man eine „Verwaltungsinsel“ mit Feuerwehrgerätehaus, Rathaus und Jugendheim schaffen, auch dort gibt es ein Blockheizkraftwerk. Von dieser „Verwaltungsinsel“ aus könnte die Gemeindeverwaltung weiter arbeiten. Teil der Lösung ist auch, dort die von den Mitarbeitenden sonst auch genutzten Laptops anschließen zu können. Es nütze nichts, wenn man einen Schrank voller Laptops vorhalte, diese dann aber im Ernstfall zunächst nicht nutzen könne, weil sie mit Updates beschäftigt seien. Von der „Verwaltungsinsel“ aus sollen die Mitarbeitenden auch den Kontakt mit den „Wärmeinseln“ aufrechterhalten können, und zwar via Glasfaser, berichten Schumeckers und Ix: Das eigene Glasfasernetz liege fast überall, alle öffentlichen Gebäude seien angeschlossen worden. Im Notfall könne man so kommunzieren, „das ist eine Einzigartigkeit“, sagt Schumeckers. Auch das Wasserwerk soll weiter funktionieren, es würde zur „Energieinsel“ werden.

Von einer Gasmangellage spricht aktuell niemand mehr. Die Gasspeicher in Deutschland sind derzeit gut gefüllt, die Blackout-Szenarien, auf die man sich landauf, landab vor zwei Jahren vorbereitete, scheinen weit weg zu sein. Doch ein länger anhaltender Energieausfall ist auch in Zukunft möglich, betonen Schumeckers und Ix. Ein großflächiger, unkontrollierter und lang anhaltender Stromausfall (Blackout) ist nach Einschätzung großer Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion extrem unwahrscheinlich. Doch auch anderes ist denkbar, etwa wenn die Umspannanlage ausfällt, „wir sind alle von ihr abhängig“, sagt Ix. Mit der technischen Umrüstung für die „Inseln“ habe man in Grefrath „eine Lösung gefunden, die wir als Familienväter zu Hause auch umsetzen würden“, betont der Bürgermeister: „Selbst wenn wir für eine Million Euro Notstromaggregate gekauft hätten, wären wir nicht besser gewesen.“