Altstadt-Wirtin fühlt sich genarrt

Ärger: Kempens dienstälteste Gastronomin vom Viehmarkt durfte nur bedingt am Rosenmontags- Geschäft teilhaben.

Kempen. Agnes Frieters lächelt säuerlich, wenn sie an Rosenmontag zurückdenkt. Dabei gilt die Wirtin vom Markt-Treff am Viehmarkt gemeinhin als Frohnatur. Doch den Karnevals-Höhepunkt 2010 behält die 62-Jährige in schlechter Erinnerung.

"Nix los", schüttelt die Grefratherin, die seit 37Jahren in der Kempener Altstadt die Gastro-Fahnen hochhält, den Kopf. Obwohl die City schwarz von glückseligen und durstigen Narren war und der närrische Lindwurm einen Steinwurf vom Markt-Treff vorbeizog, blieb der Zapfhahn trocken in der Bierschwemme am Viehmarkt2.

Grund: Der Markt-Treff war förmlich zugebaut von Bier- und Ess-Pavillon sowie Toilettenwagen. Dort löschten nicht wie vor drei Jahren beim letzten Rosenmontagszug Agnes Frieters und ihre Crew den Narrendurst, sondern ein anderer Betreiber- in diesem Fall Toni’s Getränkemarkt von der St.Töniser Straße. "Die Stadt hat mir untersagt, vor meinem Lokal Pavillons aufzubauen", regt sich Agnes Frieters auf, dass sie bei diesem dankbaren Geschäft an Karneval vom Rathaus außenvor gelassen wurde. Und wird deutlich: "Ich zahle Gema-Gebühren, Steuer, Pflasterzaster etc.- und dann macht man mir auch noch diese Einnahmequelle kaputt."

Laut Frieters denken viele Wirte so negativ an Rosenmontag zurück, weil die Stadt ihnen in Sachen Außen-Gastronomie den Stuhl vor die Tür gestellt hat. "Doch den Mut, jetzt mal aufzumucken, hat leider niemand", bedauert Agnes Frieters. Ihre Nachfragen im Ordnungsamt seien "abgeschmettert" worden.

"Wir konnten da keine Ausnahme machen", sagt Kempens Stadtsprecher Christoph Dellmans. Die Stadt habe allen Altstadt-Wirten untersagt, einen Pavillon vors Lokal zu stellen. "Das hat auch mit Sicherheits-Aspekten zu tun: beim Rosenmontagszug ist es verdammt eng in den Gassen", sagt Dellmans.

Die Stadt hat es jetzt so gehandhabt, dass der Buttermarkt unter Regie des Kempener Karnevals-Vereins (KKV) mit Pavillons, Bühnen und sonstigen Ständen bestückt worden ist. Der KKV habe dies in die Hände der Firma Kühne gelegt. An anderen Stellen- beispielsweise Viehmarkt oder Museums-Vorplatz- habe man im Rathaus Kempener Veranstaltern wie Toni oder Beenen den Zuschlag erteilt, Außen-Theken und mobile Imbisse aufzubauen.

Christoph Dellmans bedauert, dass die Stadt dem Wunsch der Gastronomin Agnes Frieters nicht nachkommen konnte: "Sonst hätten wir einen Präzedenzfall geschaffen- es gab ja zahlreiche solcher Anfragen." Andererseits habe man Frau Frieters angeboten, dass sie einen kleinen Tisch vors Lokal oder eine Schank-Anlage ins Fenster stellt.