Die Post kommt mit dem Auto – auch in Grefrath
Ärger: Briefträger fahren nicht mehr mit dem Rad. „Eine Sauerei“, sagt Siegfried Scharmann.
Grefrath. Die Post kommt in Grefrath nun immer mit dem Auto. Seit Ende August sind die Briefzusteller in der Niersgemeinde motorisiert und nicht mehr mit dem Fahrrad unterwegs.
Das ist Siegfried Scharmann eines Tages aufgefallen, als sein Postbote mit den Briefen auch ein Päckchen in seinem Haus an der Schulstraße ablieferte. "Zuerst dachte ich, das wäre eine Ausnahme, weil jemand krank ist oder ähnliches", erzählt der Grefrather. Auf dessen Nachfrage antwortete der Briefträger, das bleibe nun so. Ihm gefalle das auch nicht, aber was solle man machen? Auch die Nachbarn, mit denen Scharmann über diesen Sachverhalt gesprochen habe, stinke die neue Zustellung.
"Das ist eine ökologische Sauerei", ärgert sich Scharmann. "Alle reden vom Klimawandel, aber aus wirtschaftlichen Erwägungen schafft die Deutsche Post ihre gelben Drahtesel ab. Das ist widersinnig."
"Das gilt für die zwölf Postbezirke in Grefrath. Insgesamt haben wir noch 19 000 Fahrrad fahrende Postboten im Einsatz", versichert Friedrich Buttgereit, Pressesprecher der Post, dass ein Aussterben des Postfahrrads nicht zu erwarten sei. "In vielen Städten, wie Duisburg, kann man nur mit dem Fahrrad die Post zustellen", erklärt Buttgereit.
Hintergrund für die Umstellung in der Niersgemeinde sei, dass Post- und Paketauslieferung nun zusammen erfolgen. "So schaffen wir Synergieeffekte", sagt Buttgereit. In ländlichen Gebieten würde das schon länger so gehandhabt. Eine Analyse hätte nun ergeben, dass diese Zusammenlegung auch in Grefrath sinnvoll ist. Etwaige Verspätungen, die sich nun ergäben, seien eine kurzfristige Folge der Umstellung und würden bald behoben sein.
Grundsätzlich sei Umweltschutz ein wichtiges Unternehmensziel der Post, versichert Buttgereit. Die Fahrzeuge seien mit schadstoffarmen Motoren ausgestattet. Außerdem müssten die Paketzusteller die Straßen eh auf und ab fahren und würden nun dabei lediglich eine zusätzliche Aufgabe erledigen. "Wir haben dadurch keine höhere Umweltbelastung", so der Pressesprecher.
Das deckt sich allerdings nicht mit den Beobachtungen von Siegfried Scharmann. "Der Postbote steigt ins Auto, fährt drei Meter weiter, hält dann wieder an und lässt währenddessen den Motor laufen." Ihm ist wichtig, dass ein Bewusstsein für diese Problematik entsteht und er hofft auf ein Einlenken der Post. Der Umweltschutz dürfe nicht derart vernachlässigt werden.