Ich bin eine alte Geige
Menschen: Maria Reuter (74) aus Tönisberg hat mit ihrem Gedicht den Kempener Literatur-Wettbewerb gewonnen. Der Preis erfüllt sie mit Freude und Stolz.
Tönisberg. Es gibt sie, die alte Geige, die Maria Reuter in ihrem preisgekrönten Gedicht erzählen lässt. Fein restauriert und in Samt eingebettet liegt sie in ihrem Kasten. Wie sie in den Besitz der Familie gelangte, weiß niemand mehr so genau. Dem Vernehmen nach soll ein Priester sie geschenkt haben.
Doch Maria Reuter weiß von alten Fotos, dass das Instrument schon lange dazugehört. Obwohl - niemals hat sie jemanden darauf spielen hören. Diese Geige klingt nicht, sie erzählt. Von fröhlichen Tagen, vom Kriegssturm, der alles hinwegfegte, vom Wunsch, dass alles wieder am richtigen Ort sei und vom Erstarken der alten Parolen.
Und was die Geige erzählte, das hat Maria Reuter feinfühlig in ein Gedicht gefasst, wofür sie nun den 1. Preis in der Sparte Lyrik beim 1. Kempener Literatur-Wettbewerb erhielt.
Schon in früher Jugend hat sie erste kleine Gedichte im Wechsel mit einer Freundin verfaßt. "Später folgte ein Dichterwettbewerb unter Kommilitonen", erinnert sie sich.
Prosa schrieb sie nie. Die kommt ihr zu "festgestampft" vor. "In Gedichten kann ich meine Gefühle besser verstecken. Ich möchte nicht zuviel von mir selbst preisgeben."
Deshalb las sie nur vor Freunden, vor der Familie oder einmal im Tönisberger Literaturkreis, dem sie angehört, sorgfältig Ausgewähltes. Dass sich die zierliche, zurückhaltende Lyrikerin nun an einem Wettbewerb beteiligte - zum ersten Mal übrigens - findet sie selbst mutig. Dass sie gar einen ersten Preis gewann und veröffentlicht wurde, erfüllt sie mit Freude und Stolz.
Doch nicht nur Nachdenkliches hat sie in Verse gesetzt, auch lustige Begebenheiten fasst sie in Reime wie etwa das Chaos beim Aufbau eines klappbaren Liegestuhls, wo man nicht weiß "wo oben, wo unten, wo Hose, wo Hemd, genau wie früher: Finger geklemmt!"
So liegen Besinnliches und Nachdenkliches, Humoriges und Witziges bei Maria Reuter nah beieinander - eben wie im richtigen Leben.