Kempener Altstadt: Klostersteine ersetzen Bruchwerk
Die Stadtmauer am Donkring wird am ehemaligen Haus Sturm aufgearbeitet.
Kempen. Fast nichts mehr erinnert am Donkwall daran, dass hier vor einem Jahr noch ein altes Backteinhaus gestanden hat - eines der letzten seiner Art mitten im Grüngürtel. Die Wege sind Anfang des Jahres neu gestaltet worden. Die ehemalige Grundstücksfläche des "Haus Sturm" ist bereits mit Gras bepflanzt.
Und seit Anfang der Woche wird auch an der alten Stadtmauer gearbeitet. Ein Unternehmen aus Brüggen hat den Auftrag bekommen, dort, wo einst die Rückwand des Sturm’schen Hauses stand, das Gemäuer in altem Stil wieder aufzubauen.
"Wir hatten die Wahl: Entweder wir lassen die alte Mauer stehen, deren Steine zum Teil weich waren und an denen Putz haftete. Oder wir reißen die Mauer ab und bauen sie wieder neu auf", erklärt Hochbauamts-Leiter Christian von Oppenkowski. Die zweite Lösung sei günstiger gewesen - Gesamtkosten: 10 000 Euro. Außerdem wären die Steine bei Variante eins in Mitleidenschaft gezogen worden. "Die Stadtmauer ist ein Denkmal, und es wäre nicht im Sinne der Denkmalpflege gewesen, wenn wir es derart hätten behandeln müssen", so der Amtsleiter.
Zwei Wochen soll es dauern, ehe das Loch in der Mauer geschlossen ist. Die Steine wurden eigens von einem Baustoffhändler aus Elmpt geliefert, der sich auf altes Baumaterial spezialisiert hat. "Sie sollten von Format und Alter so gut wie möglich passen", so von Oppenkowski. Das Kempener Gemäuer wird mit Steinen im Klosterformat errichtet.
Grüngürtel In den 70er-Jahren beschloss die Stadt im Zuge der Altstadt-Sanierung, die Häuser im Grüngürtel zwischen Stadtmauer und Altstadtring entfernen zu lassen. Einige schöne Villen wurden daher abgerissen.
Haus Sturm Das Backstein-Gebäude der Eheleute Sturm unweit des Petertors war eine von wenigen Ausnahmen. Erst als Heinrich Sturm starb und seine Frau ins Altenheim ging, wurde es Ende 2006 dem Erdboden gleich gemacht. Die Villa Dowe am Möhlenring ist das letzte Haus im Grüngürtel.
Stadtmauer Die Mauer ist 1830 Meter lang. Der Kurfürst von Köln ließ sie 1288 anlegen. Hierzu gehörten vier Tore und 16 Wachtürme. Einst war die Mauer 7,5 Meter hoch. Mittlerweile ist sie kleiner: Die Kempener wollten so einst den Gestank aus der Stadt vertreiben.