Grefrath: Ruhestand - Von der Zapfsäule an den Kochtopf
47Jahre lang hat Martha Wienen nicht nur Benzin verkauft, sondern auch ein nettes Wort für ihre Kunden gehabt.
Grefrath. Martha Wienen sucht in einem alten Kochbuch ihrer Mutter nach einem Rezept für Bratäpfel. Nun hat sie endlich wieder ein bisschen Zeit zu kochen. "Ich liebe es zu kochen. Früher hatten mein Mann und ich immer viele Gäste." Ihre Augen leuchten, schwelgend in Erinnerung.
47 Jahre lang hat Martha Wienen den Grefrathern den Gang zur Zapfsäule versüßt- mit einem Lächeln, einem kleinen Plausch oder einem freundschaftlichen Streichen über den Arm. Die 68-Jährige ist eine Institution in der Gemeinde. Nun hat sie sich in den Ruhestand verabschiedet.
Zusammen mit ihrem Mann hat sie 1960 die Tankstelle an der Mülhausener Straße aufgebaut. Als er starb, führte sie die Geschäfte alleine weiter. "All die Jahre in unserem Unternehmen haben mir viel Freude bereitet und ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen", erzählt die frisch gebackene Rentnerin. Auch wenn der Tag für sie morgens schon um 4.30 Uhr los ging und sie erst abends um 19Uhr den Laden zuschließen konnte.
Ein richtiges Vertrauensverhältnis hat sich zwischen ihr und ihren Kunden entwickelt. Der eine oder andere konnte für einen Augenblick sein Leid bei ihr loswerden. "Ich hab mich immer getragen gefüllt", erinnert sich Martha Wienen. Viele nette Kunden hätten den Ärger mit einigen weniger netten immer wieder aufgewogen.
Die Entscheidung, nun in den Ruhestand zu gehen, sei ihr nicht leicht gefallen, sagt sie. "Viele haben gesagt: ’Das ist aber schade, dass Sie gehen.’ Aber gegönnt haben sie es mir alle", schmunzelt die Dame. Die Arbeit habe ihre Spuren hinterlassen und nicht wenige Entscheidungen haben ihr schlaflose Nächte bereitet. So gab es im Jahr 1998 eine Gesetzesänderung, die Wienen und andere Tankwarte dazu verpflichtete, die Böden zu versiegeln, damit keine Flüßigkeit mehr hindurchsickert. So eine große Investition noch einmal in ihrem Alter wagen? Sie hat es gewagt.
Als sich für sie nun die Möglichkeit bot, die Tankstelle an die Firma Avia abzutreten, hat sie die Chance ergriffen. Nun etwas mehr Zeit für sich, zum Kochen und vor allem für ihren Hund zu haben, das ist für die 68-Jährige eine Erleichterung.
Sie wohnt noch immer in ihrer Wohnung an der Mülhausener Straße und überquert auf dem Weg hinaus immer noch ihre Tankstelle. Auch wenn sie nun nicht mehr hinter der Kasse steht- für ein Pläuschchen hat sie doch immer noch Zeit.