Wut auf den Vater als Motiv

Auftakt beim Verfahren gegen einen Kaldenkirchener: Er gibt Vergewaltigung und Überfall zu, bestreitet aber die Tötungsabsicht.

Krefeld/Kaldenkirchen. "Er steht der Tat selbst fassungslos gegenüber", sagt Ute Steinbrenner. Sie verteidigt Marc K. (Namen geändert). Gegen den 22-jährigen Kaldenkirchener läuft seit Mittwoch ein Prozess vor dem Krefelder Landgericht. Ihm werden versuchter Mord und Vergewaltigung einer jungen Frau aus Leuth am 1.September 2007 vorgeworfen.

Der Angeklagte will vor Gericht nichts sagen, lässt aber eine Erklärung durch seine Verteidigerin verlesen. Er sei während der Tat nicht er selbst gewesen, lässt K. wissen. Er habe nicht die Absicht gehabt, sein Opfer zu töten.

Auf der Anklagebank wirkt K. scheu. Er hebt den Blick kaum vom Boden, zupft oft den Kragen seiner beigen Stoffjacke nach oben, als wolle er sich dahinter verstecken. Nervös fährt er sich hin und wieder durch die kurzen dunklen Haare oder durchs erschöpft wirkende Gesicht. Er sei schüchtern, so Anwältin und psychiatrischer Gutachter.

Zusammen mit den Aussagen, die der Angeklagte bereits bei der Vernehmung, vor dem Haftrichter und einem Gutachter gemacht hat, ergibt sich für das Gericht ein erstes Bild. Die Details schockieren, besonders die Brutalität, mit der der junge Mann vorging.

In der Nacht zum 1. September habe es Streit mit seiner Freundin Katrin B. gegeben. Er sei eifersüchtig und zudem mit Amphetaminen aufgeputscht gewesen. Weil er nicht schlafen konnte, habe er die Wohnung der Freundin verlassen.

"Ich habe noch nie etwas geschafft", erzählte er später dem Psychiater. Seit er 15 Jahre alt ist, nehme er Drogen. Er hat keinen Job und keine Wohnung. Immer wieder lieh er sich Geld von seiner Freundin. Für seine Wut und den Frust sollte jemand büßen. Da sei ihm Claudia S. über den Weg gelaufen.

K. sei ein Stück mit ihr entlang der B221 nach Leuth gegangen und habe ihr erzählt, er wohne auch in Leuth. An einer unbeleuchteten Stelle habe er sein Opfer in ein Maisfeld geschubst. Erst habe er auf sie eingetreten und geschlagen, sich sogar mit den Füßen auf ihren Hals gestellt. Die Brieftasche und das Handy zu nehmen, sei ihm später eingefallen. Seiner Freundin habe er 300Euro geschuldet.

Über die Folgen auf die junge Frau berichtet gestern deren Lebensgefährte. Sie sei viel ängstlicher, weine öfter. Das Opfer selbst wird beim nächsten Verhandlungstag am Montag gehört.