Allmählich loslassen lernen

Schon ab einem Alter von zwei Jahren gehen Kinder in den Vorkindergarten.

Kempen. So ganz will sich die junge Mutter doch noch nicht von ihrem Kleinsten trennen- schließlich ist ihr Sohnemann gerade einmal gute zwei Jahre alt. Und so schaut die Frau doch noch durch den leicht geöffneten Türschlitz in den hell erleuchteten Raum, in dem sich zwei Erwachsene und eine gute Hand voll Kinder tummeln und spielen.

"Auch Eltern müssen lernen, sich von ihren Kindern zu lösen. Das ist genauso schwierig wie umgekehrt", sagt Andrea Willms und schmunzelt. Sie ist eine von vier Erzieherinnen, die die vom Kinderschutzbund getragenen "Spielgruppen für Kinder im Vorkindergartenalter" leiten. "Eines unserer Hauptziele ist es, dass die Kleinen lernen, auch einmal ohne ihre Eltern zu sein."

In den Spielgruppen werden bereits Zweijährige aufgenommen und bleiben dann so lange, bis sie einen Kindergartenplatz bekommen haben. Das entspricht in den meisten Fällen einem Alter von drei oder dreieinhalb Jahren.

Momentan hat der Ortsverein Kempen des Kinderschutzbundes fünf je acht bis zehn Kinder starke Gruppen, die von je einem Erzieher und einem Elternteil betreut werden. "Die Eltern wechseln sich dabei ab, auch Väter sind gerne gesehen", sagt Brigitte Hundt, die zweite Vorsitzende des Ortsvereins. "Damit sich die Kleinen allmählich an die neue Situation gewöhnen können, sind nie so viele zusammen, wie dies später im Kindergarten der Fall sein wird."

Zweimal wöchentlich gehen die Kinder zwischen 9 und 11.30 Uhr in den Vorkindergarten, in einer Gruppe ist auch am Donnerstagnachmittag Programm. "Die zwei Tage, die wir anbieten, können auch als Geschenk an die Eltern angesehen werden, um eine sanfte Ablösung, ein Loslassen zu ermöglichen", sagt Erzieherin Tanja Derks.

Zwei der Gruppen sind in der Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes am Donkring 33 untergebracht, die anderen drei spielen und lernen im "Campus - Haus für Familien" am Spülwall 11. Mit dem Angebot des Miniclubs, der auch im "Campus" beherbergt ist, hat das allerdings nichts zu tun.

Auf die Integration von ausländischen Kindern - und damit oft auch einhergehend von ihren Eltern - legen die Erzieherinnen ebenfalls besonderen Wert, wie Hundt vom Kinderschutzbund zu berichtet: "Den Kindern ist es egal, wo die anderen Kinder herkommen. Selbst, wenn ihre neuen Spielkameraden noch nicht einmal Deutsch sprechen können. Und durch die Integration mit den anderen Kindern wird ihnen genau das erleichtert."