Bedrohte Natur Michael Franck stellt in den Kempener Stiften aus
Kempen · Die Bilder stellen Landschaften in den Mittelpunkt.
(Red) Im Von-Broichhausen-Stift in Kempen stellt derzeit der Düsseldorfer Fotograf Michael Franck aus. Franck zeigt zwei großformatige Bilderstrecken: Einmal ist darauf eine niederrheinische Landschaft im Raum Neuss-Grevenbroich zu sehen, flach und unspektakulär. Felder, ein Gehöft, Wege mit Sträuchern, hier und dort eine Baumreihe. Im Hintergrund die Kühltürme des Braunkohletagebaus. Es zieht sich ein Spruchband über 360 Zentimeter Länge horizontal und mittig durch das Triptychon.
Darin formuliert der 1955er-Jahrgang in weißen Lettern und auf Englisch den Wert dieser Randgebiete zwischen Stadt und Land. Und gibt dem Zyklus aus drei querformatigen Sequenzen, die zusammen 360 Grad ergeben, einen Titel: Covid. Frei übersetzt, lautet die Botschaft, in der Hoch-Zeit von Corona entstanden: Die Landschaft, durch die wir gerade gegangen sind, ist weder natürlich noch besonders schön. Aber jetzt, wo so viele Menschen geistig und körperlich in der Nähe ihres Zuhauses gefangen sind, kann man den Zugang zu den Randzonen zwischen Stadt und Land, die
leicht zu Fuß erreichbar sind, gar nicht hoch genug einschätzen.
Franck ist pensionierter Hochschulprofessor für Arbeitsmarktökonomik. In den vergangenen Jahren hat er sich der Fotografie gewidmet. Dafür hat er an der Hochschule der bildenden Künste Essen ein Studium der Fotografie/Medienkunst absolviert, 2021 abgeschlossen mit Auszeichnung als Bachelor of Fine Arts. „Es geht mir nicht um Technik, sondern um die Wahrnehmung der Bilderinhalte – das Sehen an sich“, betont der Fotograf, der nun erstmals in Kempen ausstellt.
Francks ganz eigener Stil in der Kombination aus Wort und Bild fängt den Betrachter sofort ein und löst Gefühle aus, die mit niederrheinischer Heimat und Liebe zur Scholle, aber auch mit Bedrohungen durch Klimawandel, Umweltverschmutzung, Flächenfraß und ausufernder Urbanisierung zu tun haben. Franck stellt in den beiden Kempener Stiften aus, in den ersten drei Monaten des Jahres sind seine Bilder nun im Von-Broichhausen-Stift zu sehen.