Nettetaler Literaturtage: Gelesene Reise um die Welt
Elke Heidenreich liest in der ausverkauften Werner-Jaeger-Halle aus ihrem Buch „Mit unseren Augen“.
Lobberich. "Ein gelungener Abschluss für die 7. Nettetaler Literaturtage", befand Ulrich Schmitter, Vorsitzender des Vereins Literaturtage. Am Montagabend war Elke Heidenreich zu Gast in der ausverkauften Werner-Jaeger-Halle und las aus ihrem Buch "Mit unseren Augen. Reisegeschichten". Neuseeland, Wales, Salzburg, Beirut und Venedig waren die Stationen ihrer gelesenen Reise. Mit ihrer gewohnt gelassenen Art nahm Deutschlands Literatur-Ratgeberin Nummer Eins das Publikum ein.
Das Besondere ihrer Berichte ist der thematische roten Faden, der sich durch die Reisen zieht. In Wales ist es Dylan Thomas. Schon ihre Stimme verriet die enorme Begeisterung für den Schriftsteller, dessen Lebens- und Wirkungsstätten sie besucht. Hier verschwimmen Reisebericht und Biografie. Man merkt, dass Heidenreich sich in diesem Thema heimisch fühlt. Das reißt auch die Zuhörer mit, macht Lust auf mehr.
Bei den Landschaftsbeschreibung Neuseelands gelingt ihr dieser Griff nicht so recht. Der Erzählfaden fehlt. Das zentrale Thema, die Pinguine, geraten doch eher zur Nebensache. Kaleidoskop-artig schildert sie Eindrücke einer anderen Welt mit fremden Menschen und Gewohnheiten. Wo man mit dem Auto Jagd auf ungeliebte Possum macht, wo man den Lebenszyklus von Glühwürmchen erforscht oder man von Fremden mit liebevollen Abschiedsgrüßen bedacht wird. Neben der Weltgewandtheit und Toleranz schimmern ab und an doch augenzwinkernd kritische Betrachtungen des Ungewohnten durch. "Man bedankt sich sogar bei dem Moos und bei Hunden."
Im Gegensatz dazu, das dringt immer wieder durch, gehe es in Deutschland eher übellaunig und streitsüchtig zu. Nicht sehr originell, ist das doch mittlerweile eine gängige Kritik, die man als Deutscher gern schuldbewusst und selbstgeißelnd hinnimmt.
Zu Heidenreichs Vortrag wurden Bilder von Tom Krausz gezeigt, der sie auf ihren Reisen begleitet hat. Zwar musste die Präsentation improvisiert werden, der Ausstrahlungskraft der faszinierenden und persönlichen Bilder tat das aber keinen Abbruch.
Was von dieser Lesung bleibt, ist das Fernweh. "Suchen Sie sich ein Ziel, das sie besuchen und entdecken wollen", empfiehlt Heidenreich zum Schluss.