Sozialausschuss: Sorgen um die Zukunft

Nettetal hat für immer mehr Pflegebedürftige zu wenige Pflegeplätze. Und: Der Sozialausschuss beklagt mangelnde Aufklärung beim Thema Aids.

Lobberich. Lauter Sorgen: Nettetals Bürger müssen sich auf fehlende Pflegeplätze, Überalterung, Probleme mit Obdachlosen und Gefahren durch Aids gefasst machen- wenn die Stadt nicht schleunigst handelt. Darum beriet der Sozialausschuss am Donnerstagabend bei seiner Sitzung im Rathaus über Maßnahmen zur Zukunftssicherung.

"Sie haben einen betroffenen Sozialausschuss vor sich", gestand Willi Pollmanns (CDU), als die Eltern-Initiative HIV-betroffener Kinder (EHK) ihre Arbeit vorstellte: Vom infizierten sechs Wochen alten Säugling bis zu Jugendlichen und ihren Eltern kümmert sich die in Kaldenkirchen ansässige EHK.

Familienpflegerin Eva Kummer mahnte zu mehr Aufklärung: "Der beste Schutz ist immer noch geschützter Geschlechtsverkehr, doch auch an Nettetals Schulen gibt’s schwangere Mädchen." Kummer beklagte, "wie wenig die Leute auch über die Ansteckungswege wissen". Und der Ausschuss gab ihr ungewollt Recht. "Ist HIV und Aids nicht dasselbe?", fragte etwa ein Mitglied. Und erfuhr, dass HIV der Virus ist, der die Krankheit Aids auslösen könne.

Weitere unbedarfte Fragen ließen Pollmanns, der den kurzfristig verhinderten Ausschussvorsitzenden Hans Vyver (SPD) vertrat, feststellen: "Aufklärungsarbeit ist auch im Sozialausschuss nötig." Weshalb Paula Erkens (SPD) dem Gremium empfahl, einmal bei der EHK zu tagen. Ihr Parteigenosse Bernhard Müller-Wirtz forderte, Nettetaler Schulen und Kindergärten sollten in Sachen Aids-Aufklärung mit der EHK zusammenarbeiten.

Auch um die älteren Mitbürger sorgte sich der Ausschuss. Michael Theven von der Verwaltung erläuterte, in Nettetal werde der Anteil der Hochaltrigen und Pflegebedürftigen rasant zunehmen. Schon jetzt gebe es "Versorgungsdefizite in der Kurzzeitpflege, bei Altenwohnungen und in der Wohnberatung". Bis 2008 solle ein neues Konzept zur Kommunalen Pflegeplanung vorgestellt werden. Dasselbe gelte für die Altentagesstätten; hier informiere man sich in anderen Gemeinden über die dort längst üblichen Nachbarschafts- und Stadtteilzentren.

SENIOREN In Nettetal wird sich die Zahl der über 80-jährigen Mitbürger von derzeit 1711 bis zum Jahr 2025 auf 3479 mehr als verdoppeln. Die Zahl der pflegebedürftigen Alten wird von 1079 um rund zwei Drittel auf 1752 im Jahr 2025 zunehmen. Die Quote von Altenheimplätzen liegt in Nettetal mit 29 Prozent unter dem Landesdurchschnitt von 32Prozent.

ZWAR In Lobberich machen 30, in Kaldenkirchen 25 Mitbürger bei den Zwar-Gruppen (Zwischen Alter und Ruhestand) mit. Zehn Personen bilden eine Interessensgruppe "Wohnen im Alter". Die Gruppen sind auch für Interessenten aus anderen Stadtteilen offen.

OBDACHLOSE 83 obdachlose Personen und 103 Asylbewerber werden in Nettetal betreut- Tendenz sinkend. Geschlossen werden sollen deshalb bis 2008 die Unterkünfte Am Nettebruch, Vorbruch und Am Luchtberg. Bewohner sollen umgesiedelt werden, zur Not in die Einrichtungen Breslauer Straße, Schmaxbruch und Caudebec-Ring, bevorzugt aber in privat vermietete Wohnungen.

INTEGRATION Mit Fördermitteln soll in Nettetal ein Konzept für die Integration ausländischer Mitbürger weiter entwickelt werden. Eine eigene Fachkraft, wie der Sozialausschuss sie fordert, wird dabei nicht finanziert. Michael Theven von der Verwaltung will eine Kraft aus seiner Abteilung zusätzlich mit der Arbeit betrauen.

POLITIK Das Vorgehen der Verwaltung beim Integrationskonzept wollte der Ausschuss mit beraten. Michael Theven bemerkte, das sei zeitlich nicht möglich wegen der Termine beim Landesförderprogramm. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Willi Pollmanns: "Das überrascht mich etwas."

AIDS Die Eltern-Initiative HIV-betroffener Kinder (EHK) betreut rund 100Familien vor Ort. In ihrer "Villa Laut und Lustig" an der Kaldenkirchener Poststraße finden Seminare und Freizeiten für Betroffene statt. Kontakt: Tel. 02157/811222.