Ausstellung in der Gesamtschule Kempen Was Seifenblasen mit Mathe zu tun haben

Kempen · Noch bis zum 26. Februar läuft in der Gesamtschule Kempen die Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“. Anhand von 25 Exponaten kann ein jeder Mathe einmal anders erleben. Experimentieren, Tüfteln und Spielen ist angesagt.

Schulleiterin Suzan Torun-Schneider (l.), Mathelehrer Peter Segbers (M.) und Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans (r.) probierten zusammen mit einigen Sechstklässlern die Aufgabe „Deutschlandtour“ aus.

Foto: Bianca Treffer

Kaum ist Hendrik auf die runde Kunststofffläche getreten, als es auch schon von seinen Stufenkollegen jede Menge Tipps gibt: „Du musst ganz langsam und vorsichtig ziehen“ und „Ich glaube, es ist besser, wenn man versucht schnell zu agieren“. Der Neuntklässler entscheidet sich für die erste Variante. In aller Ruhe zieht er an dem Seil, das neben ihm hängt, und führt damit einen Schlauch aus einem Kreis voller Seifenlauge. Zwischen der Flüssigkeitsansammlung und dem Schlauch spannt sich ein hauchdünner Seifenfilm. Bis auf Kniehöhe des Schülers geht alles gut, dann zerplatzt die Seifenblase. Hannes ist der nächste, der das Experiment ausprobieren möchte. Aber auch er schafft es nicht, die Seifenblase so groß zu ziehen, dass er in ihr stehen könnte. Was Seifenblasen dabei mit Mathematik zu tun haben, ist nicht nur den Neuntklässlern der Gesamtschule Kempen auf den ersten Blick nicht klar.

Mathematisch gesehen spielen Krümmungen und die sogenannte Plateau-Kante eine Rolle bei der Herstellung einer Seifenblase. „Das ist gerade das Besondere in dieser Ausstellung. Die Schüler und auch andere Besucher erleben Mathematik, ohne das ihnen das eigentlich klar ist. Sie bekommen auf diesem Weg einen ganz anderen Zugang zu Mathe“, sagt Peter Segbers. Der Mathe- und Physiklehrer der Gesamtschule hat zum zweiten Mal über die Fachschaft Mathematik die Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“ des Mathematikums in Gießen nach Kempen geholt.

Für zwei Wochen stehen in der früheren Aula im Gebäude der ehemaligen Martinschule, das heute zur Gesamtschule gehört, gleich 25 Stationen bereit, die zum Experimentieren, Tüfteln und Spielen einladen. Gegen einen kleinen Obolus kann die Ausstellung von allen Bürgerinnen und Bürgern besucht werden. Ohne Eintrittsgeld ist es nicht möglich, da die Ausstellung des Mathematikums nicht kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. „Wenn wir keine Sponsoren hätten gewinnen können, hätten wir die Ausstellung gar nicht nach Kempen holen können“, sagt Schulleiterin Suzan Torun-Schneider.

Das Interesse an der
Ausstellung ist groß

Wie groß das Interesse an der Ausstellung ist, zeigt die Vielzahl der weiteren Schulen, die sich schon für einen Besuch angemeldet haben, darunter sogar ein Gymnasium aus Voerde. Bei der 6f, die gerade in der Ausstellung unterwegs ist, fasziniert die „Deutschlandtour“. Dahinter verbirgt sich eine große Holzplatte, auf der die 16 Bundesländer mit ihren Umrissen und Städten, markiert als kleine, festmontierte rote Holzkegel, zu sehen sind. Laut dem Aufgabenschild, das an der Platte befestigt ist, sollen die Städte auf dem kürzesten Weg verbunden werden, wobei es im hessischen Giesen losgeht. An der markierten Stadt befindet sich eine rund vier Meter lange Schnur, und die gilt es entsprechend um die roten Kegel der anderen Städte zu führen. „Das ist ganz schön kniffelig“, bemerkt Lena, die gemeinsam mit Clara und Josefine tüftelt.

Klassenkamerad Milan findet es toll, dass er Mathe so einmal ganz anders kennenlernt, und Emily begrüßt es, dass man beim Lernen nicht still sitzen muss. „Das macht einfach Spaß“, kommentiert Rinor die Angebote. Regelrecht sportlich geht es ein paar Meter weiter zu. Einer der Schüler hat auf den Startknopf vor dem PC-Bildschirm gedrückt. Es erscheint eine weiße Kurve in einem Diagramm. Genau diese Kurve gilt es nun nachzumachen. Dazu bewegt man sich auf einer roten Matte, entlang einer Linie mit den Zahlen von 0 bis 4. Ein gelber Punkt auf dem Computer markiert den Startpunkt. Das mathematische Gegenstück im Unterricht wäre das Weg-Zeit-Diagramm. Andere tüfteln am „Penrose Puzzle“, während die nächsten mit „Lights on“ beschäftigt sind. Was einfach aussieht, entpuppt sich als trickreich. Es gilt sieben Lampen einzuschalten, sodass sie alle gleichzeitig leuchten. Allerdings ändert sich der Zustand der Nachbarlampen bei jedem Druck von an auf aus und umgekehrt.

Ob der Bau von dreidimensionalen Körpern, eine Station mit zwei Würfeln und einem Computer, der Zahlen in Takte verwandelt und so Musik komponiert, einen Code knacken, sogenannte Fermi-Aufgaben lösen – die Ausstellung entpuppt sich als wahre Fundgrube, egal ob man Mathe mag oder nicht.