Karneval 2025 in Willich KG Edelweiß feiert seine Sause in XXL
Neersen · Das Publikum erlebte am Wochenende eine vielseitige Sitzung zum 111-jährigen Bestehen der Karnevalsgesellschaft — mit Akrobatik, Witz, Tanz und Musik.
Die Jubiläums-Narrensitzung der KG Edelweiß 1914 Willich fand am Samstagabend im Neersener Wahlefeldsaal statt. Denn aufgrund des Umbaus der Gaststätte Krücken gab es keine passende Location in Alt-Willich. Später sollte sich herausstellen, dass der Saal der Neersener St.-Sebastianus-Bruderschaft optimal geeignet ist. Die Bühne ist größer und vor allem höher als bei Krücken. Das nutzte vor allem die Tanzgarde Krefeld Stahldorf aus: Mit ihrer atemberaubenden Akrobatik schnupperten die Tänzerinnen immer wieder Höhenluft ohne Gefahr zu laufen, sich den Kopf an der Decke zu stoßen.
Was war nicht gut an der XXL-Jubiläumssitzung? Da gab es eigentlich nur einen Kritikpunkt: Der Saal fasst 200 Personen, es konnten aber nur 160 Karten verkauft werden. Das war schade, denn der närrische Abend war sehr kurzweilig, die viereinhalb Stunden vergingen wie im Fluge. Durch das Programm führte Sitzungspräsident Detlef Nicola. Jürgen Hardes, der für die Musik sorgte, brachte das Publikum schon vor dem offiziellen Beginn des Abends zum Schunkeln und damit auf Betriebstemperatur.
Als die Prinzengarde Rot-Weiß Hürth einmarschierte, wurde es zum ersten Mal so richtig voll auf der Bühne. Bei Krücken hätten die Garde-Mitglieder allerdings noch etwas mehr die Bäuche einziehen müssen. Kommandant Michael Weber schien es im Wahlefeldsaal zu gefallen, er bezeichnete ihn als „kleines Gürzenich von Willich“. „Wir kommen mit alle Mann vorbei, hurra, hurra“, tönte es aus den Boxen und bei über 40 Männern war an der Botschaft sogar was dran. Im Mittelpunkt standen Tanzmariechen Nadia und ihr Tanzpartner Julian. „Wir haben Künstler verpflichtet, die auch Erik Ammerahl gerne gesehen hätte“, sagte Detlef Nicola. Ammerahl war viele Jahre Sitzungspräsident und im vergangenen Jahr verstorben. Jetzt stand sein Sohn Christian mit auf der Bühne. Nicola bedankte sich auch beim Vorsitzenden Wolfgang Pape, der die Narrensitzung mit organisiert hatte.
Der Zeitplan konnte schon
früh nicht eingehalten werden
Sie hatten noch vor Kurzem ihr Publikum auf dem Traumschiff in der Karibik in beste Laune versetzt, und es war nicht sonderlich überraschend, dass ihnen das jetzt auch im Wahlefeldsaal gelingen sollte: Dirk Elfgen und Edwina de Pooter brachten ein Udo Jürgens-Medley, sie sang Titel von Helene Fischer und Nena in wechselnden Glitzer-Show-Klamotten. „Das ist unser Tag“, dröhnte es, und die tolle Leistung wurde mit der ersten Rakete des Abends honoriert.
Leider zeichnete sich schon sehr früh ab, dass der Zeitplan nicht würde eingehalten werden können. Die Tanzgarde Krefeld Stahldorf begeisterte mit bis zu vierstöckigen Figuren und Tänzerinnen-Weitwurf. Die Henkelmännchen aus Köln, bestehend aus Rainer Moll und Sebastian Kock, präsentierten sich als Bewohner einer Wohngemeinschaft. Sie definierten „SPD“ als „Scholz Paket-Dienst“, der die Eier an die Supermärkte ausliefert, wenn aus ihnen Küken geschlüpft sind. Karnevalslieder servierten die fünf Jungs von „De Halunke“.
Das Programm glänzte mit Vielfalt. Michael Backes aus Nettetal kam als Schmitz-Backes im Pullunder in Zahnstein-Weiß. Er begeisterte vor allem als Jongleur und zeigte, wie man aus einem braunen Handtuch ein Brathähnchen formen kann. Und er erzählte Witze wie diesen: „Bei uns ist der Bierpreis seit Jahren konstant: Das Bier kostet immer zwei Wertmarken.“ Er lobte das Publikum als intelligent: „Sowas könnte ich in Anrath nicht bringen.“ Auf einmal tanzte eine rund drei Meter große Figur auf den Tischen und wenig später auch auf der Bühne. Dort tanzten auch zwei kleine Personen wie Derwische. Hinter dem Paar steht Gerd Waree (65). Den großen Typen verkörperte sein Sohn Dustin (39). Es war ein tolles, mitreißendes Spektakel zu vorgerückter Stunde.
Die KG Edelweiß hat zwar seit sechs Jahren keine eigene Tanzgarde mehr, aber sie hat mit Sandra Stocks-Nelke immerhin noch eine Büttenrednerin. Zur Intelligenz fiel ihr Folgendes ein: „Entweder man hat sie oder man merkt nicht, dass man sie nicht hat.“ Als Putzfrau gab sie deftige Lebensweisheiten von sich: „Auf dem Weg zum Richtigen kann man viel Spaß mit dem Falschen haben.“ Es war schon Mitternacht, als die Prinzengarde der Stadt Willich ihren Auftritt hatte. Mit dabei: das Prinzenpaar Jens I. und Rebecca I. Der Abend klang aus mit Liedern der Formation „Die Krähenfelder“.