Neersen: Abgeordneter stapelt hoch

Uwe Schummer sammelte gestern Arbeitserfahrungen bei der Spedition Heyer – und kam zu völlig neuen Erkenntnissen.

Neersen. Uwe Schummer - eigentlich ist er als CDU-Politiker des Kreis Viersens bekannt. Und sein Arbeitsplatz? Richtig! Das ist der Bundestag in Berlin, wo er als Abgeordneter agiert. Gestern zwischen 9 und 16 Uhr hatte er den Job gewechselt: Er saß auf einem Gabelstapler der Spedition Heyer und übte, die Paletten auf die deckenhohen Regale zu befördern. Für diese Arbeit hatte er seinen Anzug (und die oft nicht vorhandene Krawatte) gegen praktische Kleidung eingetauscht.

Wer sich nun fragt, weshalb der Bundestagsabgeordnete bei dem ortsansässigen Transportunternehmen aushilft, kann schnell aufgeklärt werden: Jedes Jahr während der parlamentarischen Sommerpause absolviert der Politiker freiwillige Praktika in Unternehmen und sozialen Einrichtungen des Kreises Viersen.

"Ich bin für den Zweig der beruflichen Bildung zuständig", erklärte Schummer. "Durch diese Praktika möchte ich einen tieferen Einblick in die verschiedenen Berufsfelder bekommen." Dies sei ihm durch den direkten Kontakt zu den Menschen besser möglich als durch das Lesen von seitenlangen fachlichen Erläuterungen.

Ein Praktikum - da ist sich der Abgeordnete sicher - sollte umfassender als ein Besuch von einer knappen Stunde sein. Dementsprechend wies ihn Geschäftsführer Werner Heyer in die alltäglichen Abläufe des Unternehmens ein. Dazu gehört nicht nur die Lagerarbeit, sondern auch die Bürotätigkeit. "Alle Transporte können vom Computer aus überwacht werden", erläutert Heyer. "So können wir schneller vorausplanen, wenn Verspätungen eintreten."

Nach einigen Arbeitsstunden konnte Schummer ein erstes Fazit ziehen: "Die praktischen Konsequenzen von dem, was in Berlin entschieden wird, zeigen sich hier." Diese betreffen zum Beispiel die Maut- aber auch Energiekosten, die das Unternehmen zu tragen hat. Während die Maut von Geschäftführer Heyer als weitgehend positive Entwicklung bewertet wird, gibt’s bei den Strompreisen hingegen ganz sicher noch Nachbesserungsbedarf.

Auch bei der Rente mit 67 geriet Schummer mit Hinblick auf einige körperlich harte Berufe ins Zweifeln. "Ich habe auch schon an einer Schicht der Müllabfuhr im Zuge eines Praktikums teilgenommen und bezweifle, dass diese Männer eine so harte Arbeit noch mit 67 Jahren ausführen können."

Sobald die Sommerpause zu Ende ist, will er sich deshalb für seine neu gewonnenen Ideen in Berlin einsetzen. Doch wie er selbst schmunzelnd zugibt, können Entscheidungen dort sehr lange auf sich warten lassen. "Hier bei der Spedition Heyer geht das alles etwas schneller."