Neersen: Kampf gegen den "Klotz"
Planung: Bürgerin wehrt sich gegen Kaiser's-Neubau auf dem Minoritenplatz.
Neersen. Claudia Reiners ist entsetzt, völlig entsetzt. "Wie kann man so etwas machen?", fragt sie. Und meint das Bauvorhaben gegenüber dem Schloss am Rothweg. "Das ist Gigantomanie", sagt die Geschäftsfrau. Ein großer Kaiser’s-Markt, eine Reihe kleinerer Läden, oben Seniorenwohnungen, Parkplätze auf dem Minoritenplatz: Am 20. August beschäftigt sich der Planungsausschuss mit dem Thema und wird das Vorhaben absegnen, möglicherweise. Wenn es denn Claudia Reiners nicht gelingt, dieses in letzter Minute noch zu stoppen.
"Das wird mit Abstand der größte Bau in Neersen", erklärt die Frau. 3250 Quadratmeter Fläche werde überbaut. Und das sogar dreigeschossig. In einer früheren Version sei noch von Eingeschossigkeit die Rede gewesen. "Das wollte der Investor so", ärgert sich die Neersenerin. Und so sei das Ganze "optimiert" worden. "80 Prozent der angrenzenden grünen Fläche des Minoritenplatzes fallen der grauen Asphaltfläche zum Opfer", erklärt Reiners.
Ein Problem gebe es zudem mit dem Anlieferverkehr. Der laufe teilweise über die Verresstraße, teilweise über den Rothweg und eine neue Zufahrt dann zum Kaiser’s-Markt. "Das gibt Lärm, jede Menge." Wie man es trotzdem schaffen wolle, den neuen Wohnraum an Senioren zu vermieten oder zu verkaufen, sei ihr schleierhaft.
Im Laufe der Verhandlungen war mit den Sebastianus-Schützen vereinbart worden, dass diese den künftigen Supermarkt-Parkplatz nutzen dürfen, um ihr Festzelt aufzustellen. "Die dauerhafte Einhaltung dieser Zusage halte ich für problematisch", erklärt Reiners. Sie könne sich nicht vorstellen, wie die Kundenfrequenz organisiert werde, wenn das Schützenfest läuft.
"Sollen die Kunden ihre Einkaufswagen dann über die Straßen hinweg zum Rathausparkplatz schieben?" fragt sie. Und malt - aus Schützensicht - den Teufel an die Wand: Die Bruderschaft müsse ihr Zelt woanders aufbauen, vielleicht sogar am Schwarzen Pfuhl. Die Position der Sebastianer sei "mittelfristig labil".
Weiterer Kritikpunkt: Das Schloss werde durch den "Klotz" völlig abgewertet. Mit der Folge, dass der Stadt auch noch ein Image-Verlust drohe. "Das Schloss hat keine Lobby", sagt Reiners.
Schade sei auch, dass die Bäume entlang des Rothwegs gefällt würden. Aber immerhin soll’s ja Ersatzpflanzungen geben. "Stellen Sie sich diese riesige Fläche mal vor, die ausschließlich fürs Parken vorgesehen sei." Außerdem könnten auch bei der Volksbank an der anderen Seite des Minoritenplatzes noch Stellflächen entstehen - ein "Horror-Szenario". Reiners hat nachgerechnet und kommt - inklusive der Plätze vor dem Technischen Rathaus - auf über 9000 Quadratmeter Parkfläche. "Nicht Kleckern, sondern Klotzen" - das sei fürs Gewerbegebiet Münchheide ein probates Mittel. "Hier ist es tödlich."
Was treibt Claudia Reiners an? Sie wohnt seit drei Jahren am Minoritenplatz, aber das sei nicht der Grund. "Ich denke an den Ort, an seine Bewohner. Das haben die nicht verdient." Sie hat einen Antrag gestellt, ihre Bedenken im Planungsausschuss artikulieren zu dürfen. Es sei noch nicht klar, ob sie Rederecht bekomme.
"Als Vorsitzender frage ich den Ausschuss, ob sie reden darf", erklärt dazu Jochen Kock. Meistens gebe es damit keinerlei Probleme.